Deutsches Fräuleinwunder: Görges im Halbfinale

Stuttgart (dpa) - Andrea Petkovic im Rollstuhl - aber das deutsche Damentennis geht beim Traditionsturnier in Stuttgart nicht am Stock. Im Gegenteil: Julia Görges ist als erste Deutsche seit zwölf Jahren ins Halbfinale vorgestoßen.

Petkovic, Kristina Barrois und Sabine Lisicki verpassten nur knapp den Einzug in die Runde der besten vier. „Alles in allem ist das eine Superwoche für das deutsche Damentennis“, sagte Petkovic und wies auf die beeindruckenden Erfolge in Stuttgart mit dem Aufstieg in die Fed-Cup-Weltgruppe und nun beim internationalen Hallenturnier hin.

Beinahe hätte Petkovic zum neuen deutschen Fräuleinwunder ein weiteres Mirakel beigetragen. Die nationale Nummer 1 führte im Viertelfinale gegen die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki bereits 4:1 und 40:0, ehe sie die Kräfte verließen. Trotz weiterhin starker Gegenwehr konnte die 23 Jahre alte Darmstädterin die 4:6, 1:6-Niederlage gegen die Dänin nicht mehr verhindern.

Nach dem medialen Hype in der Fed-Cup-Partie gegen die USA stand „Petko“ auch eine Stunde nach ihrem Aus noch im Mittelpunkt. Zur Pressekonferenz ließ sie sich von ihrem Trainer Petar Popovic im Rollstuhl schieben, erklärte aber schnell: „Ich wollte den Humor der Deutschen testen.“

Aber der „Krankentransport“ hatte durchaus symbolische Bedeutung für Petkovics körperlichen Zustand. „Ich fühle mich wie 100“, gestand sie. „Nach den Strapazen der letzten Tage war irgendwann mein Akku leer. Ich bin keine Maschine, werde aber bald eine sein.“

Petkovic verpasste es bei der mit 721 000 Dollar dotierten Sandplatz-Veranstaltung zwar, Wozniacki wie drei Wochen zuvor in Miami zu besiegen, aber sie verbuchte als Plus: „Ich habe das Spiel in mir, sie zu schlagen.“ In der Weltrangliste wird sie erstmals in die Top 15 vorrücken.

Julia Görges kann dagegen weiter Geschichte schreiben. Anke Huber, die heutige Sportliche Leiterin des Traditionsturniers, stand 1999 als letzte Deutsche hier in der Vorschlussrunde. Nachfolgerin Görges setzte sich gegen ihre Fed-Cup-Teamkollegin Sabine Lisicki 6:4, 6:4 durch. „Es ist etwas Schönes, im eigenen Land im Halbfinale zu stehen“, sagte die 22-Jährige aus Bad Oldesloe. Dass ihr Vater nach dem Sieg komplett ausflippte, fand sie „etwas peinlich“.

Nun trifft Görges am Samstag auf die Vorjahresfinalistin und Weltranglisten-Siebte Samantha Stosur. „Auf Sand kann sie richtig eklig spielen. Ich bin da krasse Außenseiterin“, sagte die Nummer 32 der WTA. Auf Hartplatz hat sie die Australierin schon bezwungen. Aber egal, ob Görges der nächste Coup gelingt, auch sie wird im Ranking einen großen Sprung nach vorne machen. Und Petkovic versicherte: „Jule ist keine Eintagsfliege. Jule hat mehr druff als Zahnbelag.“

Kristina Barrois schrammte wie Petkovic ebenfalls nur knapp an einer weiteren Überraschung vorbei. Die 29 Jahre alte Saarländerin unterlag der 65 Positionen vor ihr rangierenden Polin Agnieszka Radwanska 5:7, 3:6.

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