Sylvester-Show um den Künstlernamen Sturm

Bizarrer Streit und Rassismus-Vorwürfe vor dem deutsch-deutschen WM-Duell.

Düsseldorf. Eigentlich heißt Felix Sturm Adnan Catic und ist bosnischer Herkunft. Kein Detail von größerem Interesse, doch vor dem WM-Kampf am Samstag in Oberhausen (22 Uhr, ZDF) gegen Sebastian Sylvester aus Greifswald ist das anders.

Sturm, in Leverkusen geboren, hatte sich im Jahr 2000 diesen Künstlernamen zugelegt, bevor er ins Profilager wechselte. Er wollte dem deutschen Publikum als einer von ihnen bekannt werden, und das hat der WBA-Weltmeister auch geschafft. Bis jetzt Sylvester aus dem Wiking-Box-Team auf den Plan trat und beharrlich von Adnan Catic sprach, wann immer er auf den reizvollen deutsch-deutschen Kampf im Mittelgewicht angesprochen wurde.

Sylvester ist Europameister, im März hat er den 40-jährigen Spanier Javier Castillejo in Neubrandenburg mit einem beeindruckenden K.o.-Sieg auf die Bretter geschickt. Jetzt ist er der Pflichtherausforderer von Weltmeister Sturm, was diesem so wenig gepasst hat wie seine Niederlage gegen eben jenen Castillejo zwei Jahre zuvor.

Sturm hat den Spanier zwar in einem Revanchekampf besiegt, aber am liebsten wäre es ihm gewesen, er hätte Castillejo noch ein drittes Mal vor die Fäuste bekommen. Aber da spielte Sylvester nicht mit.

Die Presse hatte Sylvester für die hartnäckige Namens-Verleugnung seines Gegners verurteilt, ihn in die politisch rechte Ecke gerückt, doch der Mann hat sich erstaunlich lapidare Erklärungen zurecht gelegt.

"Ich habe ihn als Sparringspartner Ende der 90er Jahre als Adnan Catic kennengelernt. Warum sollte ich ihn jetzt Felix Sturm nennen?", sagt Sylvester. Und auch den Rassismus-Vorwurf wischt er vom Tisch: "Ich esse auch um die Ecke meinen Döner. Wäre ich rassistisch, würde ich das nicht machen."

Auf seinem T-Shirt steht: "1.November - Sturmtief in der Sylvesternacht", vor Monaten hatte er in einer Box-Zeitschrift inseriert: "Was ist schon ein Sturm gegen ein Hurrikan", was ihm vom Sturm-Management zurecht grammatikalisch um die Ohren gehauen wurde. Tenor: Erst mal richtig sprechen lernen - und dann richtig boxen. Die Show hat gewirkt, die Arena in Oberhausen ist ausverkauft.

Markant ist aber auch: Je näher der Kampf rückt, desto leiser werden die Töne. Sylvester betonte zuletzt, "dass ein bisschen Show eben dazu gehört". Auch Sturm, der vielen als Favorit gilt, mag sich inzwischen lieber auf seine sportlichen Fähigkeiten besinnen.

Der Gegner Sylvester ist ihm lästig, das merkt man ihm an. Nichts wäre ihm lieber, als sich dieses Greifswalders schnell zu entledigen. Doch der technische Boxer Sturm trifft auf einen robusten Schläger, der "Sturm jagen, rammen und versenken" will. Es wird wohl seine einzige Chance sein, dass dieser Treffer einer ist, von dem sich Felix Sturm im Ring nicht mehr erholt.

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