Streit um Mexikos Schwimmer wird zum Politikum

Mexiko-Stadt (dpa) - Ein muskelbepackter Matrose steht als Symbol für die akuten Probleme des mexikanischen Schwimmsports. Als der Wasserspringer Rommel Pacheco kürzlich beim Weltcup in Rio de Janeiro Gold holte, trat der 29-Jährige in einem Popeye-T-Shirt aufs Treppchen.

Streit um Mexikos Schwimmer wird zum Politikum
Foto: dpa

Weil Mexiko wegen eines Streits mit dem Weltschwimmverband FINA für internationale Wettbewerbe derzeit gesperrt ist, durfte Pacheco nicht das Trikot seines Landes tragen. Statt der mexikanischen Nationalhymne wurde die FINA-Hymne gespielt, statt Mexikos Flagge wurde die Fahne des Verbandes gehisst.

Mexiko weigert sich, eine Strafe von fünf Millionen US-Dollar an die FINA zu zahlen, die dem Land wegen der Absage der Weltmeisterschaft 2017 in Guadalajara aufgebrummt wurde. Aufgrund von Haushaltskürzungen hatte Mexiko im vergangenen Jahr entschieden, die WM nicht wie geplant auszurichten.

Mexiko hält die Strafe für nicht gerechtfertigt, da die FINA bereits eine Garantiezahlung von 9,5 Millionen Dollar einbehält. Der Fall liegt derzeit beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne. Wann das Urteil fällt, ist bislang unklar.

Kurz vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro bringt der Konflikt Mexiko in eine missliche Lage. Wasserspringen ist die erfolgreichste Olympia-Disziplin Mexikos. Sollte der Streit nicht bis zu Beginn der Spiele in Brasilien beigelegt werden, zählen die Medaillen der Mexikaner nicht für den offiziellen Medaillenspiegel.

„Unser Präsident Carlos Padilla unternimmt die notwendigen Schritte, um das Problem zu lösen“, sagte der mexikanische Missions-Chef für Rio 2016, Mario García de la Torre, der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit ist Padilla, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, zu Verhandlungen in Lausanne. In dieser Woche will er zu Gesprächen nach Rio de Janeiro reisen.

Pacheco wurde nach seiner Rückkehr vom Weltcup in Mexiko von Staatspräsident Enrique Peña Nieto in seiner Residenz empfangen. Gemeinsam mit anderen Wasserspringern posierte er mit T-Shirts mit der Aufschrift: „Wir alle sind Rommel und Mexiko ist unsere Flagge.“

Pacheco ist zwar der prominenteste, aber nicht der einzige mexikanische Wassersportler, der in dem Rechtsstreit unter die Ränder gekommen ist. Langstreckenschwimmer Daniel Delgadillo durfte beim Weltcup im Februar in Argentinien nicht für sein Land antreten, die Synchronschwimmerinnen Nuria Diosdado und Karem Achach traten bei den Olympia-Qualifikationen in Rio zuletzt in FINA-Trikots an.

Die Probleme im Schwimmsport spiegeln allerdings nur einen größeren Konflikt im mexikanischen Sportwesen wider. Nachdem der Doyen des mexikanischen Sports, Mario Vázquez Raña, im vergangenen Jahr gestorben war, wurde dessen Vertrauter Jesús Mena von dem Funktionär Alfredo Castillo an der Spitze der Nationalen Sportkommission abgelöst. Der Gefolgsmann von Präsident Peña Nieto verpflichtete die Sportverbände zu finanzieller Transparenz im Umgang mit öffentlichen Mitteln. Mit seinem Kreuzzug stieß der Jurist das NOK vor den Kopf und erregte auch die Aufmerksamkeit des Internationalen Olympischen Komitees.

Auch in den Streit mit der FINA mischte sich der Politiker ein. Er warf dem Verband Erpressung vor und nannte die Strafen gegen Mexiko ungerecht. „Die FINA kann für die Olympischen Spiele keine Sanktionen gegen uns verhängen. Dazu ist nur das Internationale Olympische Komitee berechtigt“, sagte Castillo im Parlament und demonstrierte Kampfgeist: „Die mexikanischen Sportler werden in Rio de Janeiro dabei sein. Und sie werden das zu den besten Bedingungen tun.“

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