Stöger sagt Servus — Ende einer Ära

Nach viereinhalb Jahren ist die Amtszeit des österreichischen Trainers beim kriselnden 1. FC Köln zu Ende. Die Trennung war schon vor dem 2:2 auf Schalke vereinbart worden.

Köln. Kurz vor Mitternacht am Samstagabend war Peter Stöger noch in seinem Büro am Geißbockheim. Der Trainer des 1. FC Köln wusste zu diesem Zeitpunkt längst, dass seine Zeit bei den Rheinländern beendet ist. Da half auch das 2:2 der Rheinländer beim FC Schalke 04 ein paar Stunden zuvor nicht mehr. Sehrou Guirassy glich jeweils Rückstände aus, für die die Schalker Guido Burgstaller und Amine Harit gesorgt hatten. Stöger wollte offenbar nur noch schnell seine Habseligkeiten packen.

Ein paar Stunden später, am Sonntagmittag, verkündete der Club dann die Trennung von Stöger, die schon zwei Tage zuvor beschlossen worden war. „Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes wird. Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussieren zu können, haben wir entschieden, dies erst am Sonntag zu kommunizieren“, teilte Stöger mit.

Nach rund viereinhalb überwiegend erfolgreichen Jahren ist die Ära Stöger beendet, die vor allem eines war: ungewöhnlich. Der Fußballlehrer hatte die Kölner zum Aufstieg in die Bundesliga und in der aktuellen Saison in die Europa League geführt. Neben den sportlichen Erfolgen war es Stöger gemeinsam mit dem vor sechs Wochen zurückgetretenen Sportdirektor Jörg Schmadtke gelungen, einen stets unruhigen Club in einen bis dato nicht gekannten Harmonie-Zustand zu versetzen.

Dass diese Einmütigkeit nicht länger anhalten konnte, war der miserablen sportlichen Entwicklung durch einen fehlerhaft zusammengestellten Kader in dieser Saison geschuldet. Nach 14 Spieltagen stehen erst drei Punkte zu Buche. Erst hatte Schmadtke die Konsequenzen gezogen, nun musste Stöger seinen Hut nehmen. „Wir halten es in der aktuellen Situation für unabdingbar, einen neuen Impuls zu setzen“, sagte FC-Präsident Werner Spinner. Bis zur Winterpause wird U 19-Trainer Stefan Ruthenbeck gemeinsam mit Ex-FC-Profi Kevin McKenna die Arbeit mit der Mannschaft übernehmen. In das unglückliche Gesamtbild passt, dass Ruthenbeck seinen U19-Spielern schon vor der öffentlichen Bekanntgabe seinen Aufstieg zu den Profis verkündet hatte. Damit zog sich der frühere Zweitligatrainer des VfR Aalen und der SpVgg Greuther Fürth bereits den Ärger der Bosse zu. „Natürlich ist das nicht glücklich. Punkt“, sagte Spinner.

Die FC-Verantwortlichen beendeten mit der Trennung von Stöger eine nervenzehrende Hängepartie, die allen Beteiligten zugesetzt hatte. „Es ist doch klar, dass es nicht einfach ist, sich von jemandem zu trennen, der über so viel Empathie verfügt und mit dem man so eng zusammengearbeitet hat“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle. „Aber so eine Saison kann sehr lang werden.“

Lukas Podolski via Twitter

Wehrle ist sich darüber bewusst, dass bei jeder weiteren Niederlage das Trainerthema wieder aufgekommen wäre. Zudem hätte ein Bekenntnis zu Stöger eine fatale Außenwirkung gehabt. „Ich weigere mich, schon jetzt von der 2. Bundesliga zu sprechen. Wir haben noch 20 Bundesligaspiele“, betonte Wehrle

Für einen möglichen Nachfolger dürfte es nicht leicht werden, in die Fußstapfen des in der Domstadt überaus beliebten Stöger zu treten. Seine Selbstironie, sein Wiener Schmäh passten bestens in diese karnevaleske Stadt. Beide Seiten hatten sich sehr schnell und sehr tief ins Herz geschlossen. Die Kritik, dass eine Trennung hätte eher stattfinden müssen, um der Mannschaft früher die Chance auf einen Neustart zu geben, ist auch aufgrund dieses emotionalen Verhältnisses ungehört geblieben. Auch Vereins-Idol Lukas Podolski huldigte dem Trainer, der mit 1635 Tagen so lange wie keiner seiner Vorgänger im Amt war. „Danke Peter!“, schrieb der Weltmeister via Twitter nach der Trennung von Stöger: „Köln wird dich immer im Herzen haben und nicht vergessen — da bin ich mir sicher!“

Noch ist nicht geklärt, wie es in der Rückrunde weitergehen wird. Für die Trainerposition scheint der gebürtige Kölner und Ex-Profi Markus Anfang ein Kandidat zu sein. Der 43-Jährige hat Holstein Kiel von der 3. Liga an die Spitze der 2. Bundesliga geführt. Als Sportdirektor wird Dietmar Beiersdorfer gehandelt, der bereits in Köln mit FC-Verantwortlichen gesehen wurde. „Vielleicht wollte er auch den Weihnachtsmarkt besuchen“, sagte Spinner dazu nur.

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