WM in Sheffield Spiel der Taktiker & Gentlemen: Worum geht es beim Snooker?

Sheffield (dpa) - Snooker ist eine Art Schach mit Fingerspitzengefühl. Das hochgradig taktisch geprägte Spiel am übergroßen Billardtisch kann nur mit Konzentration, Genauigkeit und Geduld gewonnen werden.

WM in Sheffield: Spiel der Taktiker & Gentlemen: Worum geht es beim Snooker?
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Eine einzelne Partie dauert meist Stunden und erinnert dabei an American Football. Nicht bei der Körperlichkeit oder der Anstrengung, sondern bei der Wirkung auf den Zuschauer: Die einen sagen, es ist langweilig und unverständlich. Andere sind fasziniert vom „Gentleman's Game“ und schauen stundenlang.

An diesem Samstag beginnt die Weltmeisterschaft 2018. Was ist Snooker eigentlich für ein Sport? Was ist der Unterschied zum Pool-Billard? Und wird der Sport eigentlich auch in Deutschland erfolgreich betrieben? Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist der Unterschied zwischen Snooker und Pool-Billard?

Snooker ist eine komplexere Variante des Billards, bei der 15 rote und sechs andersfarbige Bälle in einer festgelegten Reihenfolge versenkt werden müssen. Während rote Bälle nur einen Punkt bringen, haben die farbigen Bälle höhere Wertungen - mit sieben Punkten ist der schwarze Ball der wertvollste. Solange rote Bälle auf dem Tisch liegen, muss wechselweise Rot-Farbe-Rot-Farbe gelocht werden.

Woher kommt der Name Snooker und was bedeutet der Begriff im Spiel?

Wenn ein Spieler den nächsten Ball, den er gemäß der Regeln anspielen muss, nicht direkt treffen kann und zu einem Stoß über die Bande oder einem Bogenball gezwungen wird, wurde er gesnookert. Trifft der Spieler in der Folge den anzuspielenden Ball nicht, kassiert er Strafpunkte. Diese Strafpunkte können in umkämpften Phasen spielentscheidend sein - den Gegner snookern ist damit eine wichtige taktische Variante des Spiels. Wenn ein Spieler selbst keinen Ball mehr versenken kann, legt er die weiße Kugel an einer für den Gegner möglichst ungünstigen Stelle ab.

Wie groß ist der Tisch?

Riesig im Vergleich zu den Tischen anderer Billard-Varianten. Ein Turniertisch ist 3569 Millimeter lang und 1778 Millimeter breit - und damit mehr als einen Meter länger als ein gewöhnlicher Tisch beim Pool-Billard. Die Bälle dagegen sind kleiner. Beim Snooker haben sie einen Durchmesser von 52,5 Millimetern, beim Pool-Billard sind es 57 Millimeter. Ein Snooker-Tisch wiegt bis zu 1500 Kilo.

Was ist ein Maximum Break?

Nur den wenigsten Spielern gelingt es in ihrer Karriere: Beim Maximum Break - auch perfektes Spiel genannt - räumt ein Spieler alle Bälle in einem Zug ab und erzielt dabei die maximale Ausbeute von 147 Punkten. Dazu muss nach jedem roten (ein Punkt) der schwarze Ball (sieben Punkte) gelocht werden. Das gelingt selten: Laut Weltverband wurden seit 1982 weniger als 150 Maximum Breaks bei Profiturnieren gespielt.

Meister des perfekten Spiels ist der Engländer Ronnie O'Sullivan, der dieses Kunststück erst jüngst bei den China Open wieder schaffte, obwohl er sein Auftaktmatch verlor. „The Rocket“ hält auch den Rekord für das schnellste Maximum Break: Bei der WM 1997 holte er die 147 Punkte in nur 5:20 Minuten.

Wie oft findet die WM statt? Wo wird gespielt?

Die Snooker-WM ist der Höhepunkt und das Finale jeder Saison. 32 Profis dürfen jedes Jahr im April und Mai um den Titel mitspielen, 128 nehmen an der vorherigen Qualifikation teil. Austragungsort ist seit 1977 das Crucible Theatre im englischen Sheffield. Das bleibt auch bis mindestens 2027 so.

Wer sind die Favoriten in Sheffield?

Topfavorit ist Titelverteidiger Mark Selby aus England, der in den vergangenen vier Jahren drei WM-Titel gewonnen hat. „The jester from Leicester“ gilt als taktisch überragender Spieler. Auch O'Sullivan ist als Weltranglistenzweiter ein heißer Kandidat auf den Titel. Neben den beiden Engländern wird auch Landsmann Judd Trump sowie John Higgins aus Schottland oder Ding Junhui aus China der Titel zugetraut.

Spielen Deutsche bei der Weltmeisterschaft in Sheffield mit?

Deutsche Spieler haben sich bislang nie für die Endrunde einer Snooker-WM qualifizieren können. Lasse Münstermann (2001), Patrick Einsle (2007) und Lukas Kleckers (2015) schafften es zwar in die Qualifikation, scheiterten aber in einer der ersten beiden Runden. Auch dieses Jahr war Kleckers wieder in der Qualifikation dabei, schied aber in der ersten Runde nach einer 4:10-Niederlage gegen den Thailänder Sunny Akani aus.

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