Düsseldorf. Meister in Düsseldorf gekürt

Düsseldorf. · Die SG Flensburg-Handewitt siegt 27:24 gegen den Bergischen HC, der sich aufmacht, etabliertes Mitglied der Handball-Bundesliga zu werden.

 Ausgelassen jubeln die Flensburger bei der Meisterfeier im ISS Dome nach dem Finale in der Handball-Bundesliga.

Ausgelassen jubeln die Flensburger bei der Meisterfeier im ISS Dome nach dem Finale in der Handball-Bundesliga.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Am Ende einer fantastischen Saison wäre dem Bergischen HC fast noch das i-Tüpfelchen gelungen. Drei Minuten vor dem Ende des Handball-Schlagers gegen Meister SG Flensburg-Handewitt vor 10 000 Zuschauern im Düsseldorfer ISS Dome hatte man den lange überlegen spielenden Top-Favoriten plötzlich doch noch ins Wanken gebracht. Fabian Gutbrod stellte mit seinem Tor zum 23:24 die 2500 mitgereisten Flensburg-Fans kurzfristig ruhig, steigerte die ohnehin gute Stimmung unter den restlichen 7500 Fans, die zum BHC hielten, in einen Jubelsturm.

Doch das Märchen hatte leider nur aus Sicht der Nordlichter ein Happy End. „Uns hätte ja auch ein Unentschieden gereicht“, gab Flensburgs Trainer Maik Machulla nachher zu, dass er da kurz ins Schwitzen gekommen sei. Seine Mannschaft behielt aber – wie schon so oft in der Saison – die Nerven und spielte die Begegnung mit 27:24 (13:8) noch sicher nach Hause. Es ist der zweite deutsche Meistertitel für Machulla und die Flensburger in Folge, und das mit nur zwei Saisonniederlagen vor dem THW Kiel, der sich lediglich drei leistete und noch auf die Schützenhilfe des Bergischen HC gehofft hatte.

Mit gutem System einige Rückschläge verkraftet

Der hätte sich mit lediglich einem Punkt auch selbst helfen können, denn nachdem das letzte Spiel dieser spannenden Saison abgepfiffen war, wurde klar, dass dem BHC ein Unentschieden zu Platz sechs und damit einem Europapokalplatz gereicht hätte, weil Berlin überraschend zu Hause gegen Wetzlar verlor.

Doch damit wollte sich bei den Bergischen zumindest offiziell niemand beschäftigen. „Im letzten Saisonspiel vor so einer Kulisse, bei so einer Konstellation gegen den Meister – was willst Du mehr“, sagte BHC-Torwart Christopher Rudeck, der in dieser Spielzeit erstmals in die deutsche Nationalmannschaft berufen worden war. Auch seinem Jugendverein Flensburg hatte er am Samstag noch einige Stolpersteine in Form starker Paraden in den Weg gelegt.

Rudeck steht stellvertretend für eine Mannschaft, die sich seit dem Erstliga-Abstieg vor zwei Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hat. Dass etwa am Samstag mit dem schwedischen Spielmacher Linus Arnesson, von den HBL-Trainern im Winter ins Bundesliga-Allstarteam gewählt, dem schwedischen Nationalspieler Max Darj, den Langzeitverletzten Daniel Fontaine und Maciej Majdzinski sowie Max Bettin und Borgdan Criciotoiu sechs wichtige Spieler fehlten, wertete die Leistung gegen Flensburg auf. Mit einem guten System auch verletzungsbedingte Rückschläge wegstecken zu können, war die größte Stärke der Bergischen. „Für mich war es die bisher anstrengendste Saison überhaupt“, sagte aus diesem Grund Trainer Sebastian Hinze. Hinze, gerade 40 Jahre alt geworden und seit 2012 Cheftrainer der Bergischen, hat sich längst bundesweit Anerkennung erworben und genauso weiterentwickelt wie seine Mannschaft.

Erfahrene Spieler in den Kader geholt – und zwei Talente

Was ist da möglich in den kommenden Jahren? Ist der Europapokal jetzt das mittelfristige Ziel oder bleibt der Klassenerhalt das Maß der Dinge? Jörg Föste, Geschäftsführer Sport und schon seit der Gründung der Handball-Ehe aus Wuppertal und Solingen einer der Macher, will sich damit nicht unter Druck setzen lassen. Genausowenig wie mit der Tatsache, dass man den VfL Gummersbach als Handball-Macht im Bergischen zwischenzeitlich abgelöst hat. „Von mir wird man keine Vorgaben hören, wie etwa Platz acht. Für mich ist entscheidend, dass wir einmal gewonnene Standards ausbauen“, sagt Föste.

Da sei einerseits der Spielerkader, den man nach dem Abstieg in der Saison deutlich verändert habe, und den man nun in kleinen Schritten weiterentwickeln will. Erstmals in der BHC-Geschichte konnten alle Leistungsträger gehalten werden. Mit dem tschechischen Nationaltorwart Tomas Mrkva vom Erstliga-Aufsteiger Balingen, dem Rückraumrechten Ragnar Johannsson von Zweitligist Hüttenberg und dem jungen Lübecker Linksaußen Sebastian Damm wird die Mannschaft für die kommende Saison in der Breite verstärkt. Mit den Juniorennationalspielern Lukas Stutzke aus Dormagen und Alexander Weck aus der eigenen A-Jugend, die beide in dieser Saison schon die ersten Erstliga-Minuten sammeln durften und dann fest zum Kader gehörten, wurde auch für die Verjüngung des Kaders etwas getan.

Jörg Föste: Die Wurzeln des BHC bleiben im Bergischen

Ob damit wieder so eine starke Saison gelingen kann? Beim BHC sieht man das gelassen, verspricht sich von einem neuen, rund sechs Million Euro teuren und privat finanzierten Leistungszentrum in Solingen einen Fortschritt in puncto Trainingsqualität.

Dass Düsseldorf als dritter Heimspielort neben der Wuppertaler Uni-Halle und der Solinger Klingenhalle ausgebaut wird – von vier bis sechs Spielen pro Saison ist die Rede – erweitert die finanziellen Möglichkeiten. Der vor der Saison angepeilte Etat von rund drei Millionen Euro konnte nicht zuletzt dank der Einnahmen aus den drei Heimspielen im ISS Dome in dieser Saison nach oben angepasst werden. Konkrete Zahlen nennt Jörg Föste nicht. Jedoch seien zehn Spiele in der Uni-Halle und der Klingenhalle notwendig, um Einnahmen in einer Größenordnung wie beim Flensburg-Spiel bessere Vip-Vermarktungsmöglichkeiten zu erzielen – da legt sich Föste fest. Genauso fest stehe für ihn aber, dass die Wurzeln des BHC weiter im Bergischen bleiben. Diesen Spagat den Fans auch auf Dauer zu vermitteln, dürfte vielleicht eine der schwierigsten Zukunftsaufgaben sein.

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