Gastvortrag an Uni Erkut Sögüt - der Mann, der Mesut Özil berät

Düsseldorf · Erkut Sögüt kümmert sich um Deutschlands Sommer-Sorgenkind. In der Uni Düsseldorf spricht er über Vieles, aber nicht über Özils Handschlag mit Erdogan.

Mesut Özil.

Mesut Özil.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Raum ist voll. Hörsaal 5 an der juristischen Fakultät in Düsseldorf ist sogar völlig überfüllt. Vor allem ist er das, weil der Dozent einen Beitrag zur Aufklärung des vielleicht größten deutschen Fußball-Konflikts der vergangenen Jahre leisten könnte.

Wenn er denn will. Aber Erkut Sögüt will das nicht. Der Spielerberater des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Mesut Özil möchte nicht über Rassismusvorwürfe seines Klienten und den berühmtesten Handschlag der neueren Geschichte sprechen, eben den zwischen dem Fußballer Özil und dem türkischen Präsidenten Erdogan. „Dann säßen wir noch morgen hier, das ist ein so großes Thema. Und es war Mesuts Erklärung, dazu kann ich mich nicht äußern“, sagt Sögüt am Mittwochabend in Düsseldorf und man ahnt: Hier sagt einer zwar nicht ganz die Wahrheit, aber wenigstens verkauft er das sympathisch.

Sögüt stammt aus Hannover und lebt heute in London, der promovierte Jurist begann seine Spielerberater-Karriere als Praktikant bei Löw-Berater Harun Arslan in Hannover, der ihn zwar nie haben wollte, aber der ambitionierte Jurist fand trotzdem einen Weg. Und war schnell zuerst als Anwalt und dann als Berater für Mesut Özil tätig, als der sich von seinem beratenden Vater trennte. „Mesut sagte, ok, ihr seid hier, jetzt macht ihr das für mich“, erzählt Sögüt von eigener Überraschung. Aber er arbeitete sich rein, wie er das immer getan hat. Und kümmert sich jetzt aus London eigentlich um alles: Um Verträge und Steuern, um Werbedeals mit Schuhfirmen („ein Wahnsinnsmarkt, manche verdienen mehr mit Schuhen als andere im Team Gehalt bekommen“), um E-Sport-Lizenzen und Klagen auf ausstehende Gehaltszahlungen - mit einem Trick: Man lässt befreundete Anwälte aus der Schweiz klagen, weil eine eigene Klage genau den Verein verstimmen würde, dem man später ja nun wieder Spieler vermitteln will.

So zeichnet der Türke Sögüt ein Bild einer verrückten Branche, in der „viel Geld zu verdienen und für viele noch Platz ist“. Er sagt das ehrlich an ein Publikum voller Nachwuchsjuristen. „Sie verdienen mehr Geld als als Richter oder Rechtsanwalt.“ Was man dafür braucht? Kontakte. Hingabe für Klienten und deren Familien, mit denen man täglich in Kontakt ist. Hier ein Vertrag, dort ein Auto vermitteln, „alles habe ich mir selbst beigebracht“ erzählt Sögüt, der den Auftritt auch nutzt um ein mehr als passables Özil-Bild zu zeichnen, von einem Fußballer, der über seine Rechtefirma in Ratingen Abermillionen in Deutschland versteuert - und trotzdem auf dem Spiegel-Cover der Steuersünder des Fußballs landet.

„Weil man mit Mesut gute Geschichten verkaufen kann“, sagt Sögüt, der seiner Branche zu noch mehr Geld verhelfen will. Denn die 50+1-Regel hält er für juristisch nicht haltbar, der Markt auch im „traditionsbewussten Deutschland“ müsse offen sein für Investoren. Unschwer zu erraten, dass der Gilde der Spielerberater dann nicht eben weniger Provisionen winkten. Sögüt lächelt dazu. Im nächsten Jahr will in die USA auswandern. Der Sportmarkt dort ist noch größer. Und der Berater noch nicht satt.

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