„Situation nicht supergut“: DVV-Frauen arbeiten WM auf

Triest (dpa) - Auf der Zielgeraden der enttäuschenden Volleyball-WM in Italien spielte für Damen-Bundestrainer Giovanni Guidetti die Abschlussplatzierung nur noch eine Nebenrolle.

„Situation nicht supergut“: DVV-Frauen arbeiten WM auf
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Nach der bitteren Entzauberung des EM-Zweiten ging es für den leidenschaftlichen 42-Jährigen vielmehr um weitere Lebenszeichen des an den Medaillenambitionen gescheiterten Teams. „Ob Siebter, Achter oder Neunter, die Platzierung ist nicht interessant für mich“, betonte Guidetti schon vor dem letzten Gruppenspiel.

Am Ende schafften die Schmetterkünstler einen versöhnlichen Abschluss und belegten nach dem souveränen 3:0 (25:15, 25:23, 25:19) in Triest gegen den Weltranglisten-37. Aserbaidschan in der Endabrechnung Platz neun. 2010 waren die diesmal mit Medaillenambitionen gestarteten DVV-Frauen noch Siebte. Der überzeugende vierte Sieg im neunten WM-Spiel bescherte ihnen nun nochmal wichtige Weltranglistenpunkte.

Viel zu oft hatten die deutschen Schmetterkünstlerinnen während ihrer Italien-Reise die eine oder andere Komponente vermissen lassen. Da kam der Erfolg am Samstag gegen den Weltranglisten-17. Belgien fast schon einer Erlösung gleich. Nach zuvor vier Niederlagen in Serie hatten die verunsicherten DVV-Frauen da erst ihren dritten Sieg im achten WM-Kräftemessen holen können. „Diese Mannschaft lebt, sie ist nicht tot. Sie hat aber zu viele Probleme“, stand für Guidetti schon nach dem endgültigen WM-K.o. gegen Japan fest.

In den Tagen zuvor hatte der Italiener Zweifel geäußert, ob er die Mannschaft mit seinem Medaillenziel überfordert habe, ob er sie noch erreiche, ob er ihr weiter Impulse verleihen könne. Seine Zukunft als Bundestrainer ließ der Erfolgscoach von Vakifbank Istanbul sogar offen. Nach zweimal EM-Silber mit den Frauen und mit WM-Bronze der Männer im Rücken wollte Guidetti nun auf der Weltbühne des Volleyballs glänzen. Stattdessen rief sein flatterhaftes Team nie das komplette Potenzial ab und offenbarte vor allem im Angriff Schwächen.

Die Spielerinnen haben dem Italiener ihr Vertrauen ausgesprochen. „Die Mannschaft und ich stehen zu 100 Prozent hinter Giovanni, der uns in den vergangenen Jahren unglaublich weit nach vorne gebracht hat“, erklärte Kapitän Margareta Kozuch nach dem letzten WM-Spiel. Eine Aufarbeitung der WM sei unabdingbar. „Trotz allem müssen wir ehrlich sein und sagen, dass wir unsere gesteckten Ziele nicht erreicht haben. Es zeichnet uns aber auch aus, dass wir nach der schwachen Vorrunde nicht auseinandergebrochen sind“, sagte sie.

Es sei vielleicht der einzige große Erfolg dieser WM, junge Spielerinnen gefördert zu haben, sagte Guidetti. Spielerinnen wie Diagonalangreiferin Louisa Lippmann (20), Mittelblockerin Jennifer Pettke (25) oder Außenangreiferin Jennifer Geerties (20). „Wir haben den ganzen Sommer darauf hingearbeitet, haben uns ein sehr großes Ziel gesteckt“, sagte Lippmann. Nach dem vorzeitigen Aus bei der Endrunde habe sich dann natürlich Enttäuschung breitgemacht.

Es war eine WM der verpassten Chancen. Immer wieder boten sich den DVV-Frauen Gelegenheiten, doch noch die Kurve in dem Turnier zu kriegen. Dafür war dann aber auch eine Führungskraft wie Kapitän Margareta Kozuch nicht konstant genug. Und das ausgerechnet, da im Gegensatz zur Männer-WM das deutsche Fernsehen jedes Spiel von Guidettis Mannschaft live übertrug. „Leider können wir nicht alles rückgängig machen“, haderte Zuspielerin Mareen Apitz.

Ein Fundament ist vorhanden. „Diese Mannschaft ist zukunftsweisend“, sagte Mittelblockerin Christiane Fürst mit Blick auf kommende Aufgaben wie die EM 2015 oder das ganz große Ziel Olympia 2016. Dafür muss sich die deutsche Mannschaft aber erst noch qualifizieren. Eine erfolgreiche WM hätte wichtige Weltranglistenpunkte bringen können.

„Die Situation bei den Frauen ist nicht supergut“, beklagte Guidetti erneut das Nachwuchsproblem in Deutschland. Ob er sich allerdings auch künftig als Mängelverwalter beim Verband betätigen will, muss der Mann aus Modena erst noch klären.

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