Schwimmen: Das Unmögliche möglich gemacht

Paul Biedermann entthront in einem sensationellen Rennen Weltmeister Michael Phelps.

Rom. Nachdem Paul Biedermann Schwimm-Titan Michael Phelps bezwungen hatte, ballte der neue Weltmeister nur kurz die Faust. Er lächelte versonnen, seine Großeltern weinten auf der Tribüne vor Glück. Mit Weltrekord über 200 Meter Freistil sicherte sich der 22-Jährige in Rom ein weiteres Kapitel in den Geschichtsbüchern.

Biedermann verbesserte die alte Bestmarke des 14-fachen Olympiasiegers Phelps in 1:42,00 Minuten um unglaubliche 0,96 Sekunden und holte nach den 400 Metern sein zweites WM-Gold.

"Dieser Moment ist wie ein Traum. Es fühlt sich so gut an", sagte Biedermann, Sekunden nachdem er seinen Trainer Frank Embacher umarmt hatte. Phelps erlitt 1,22 Sekunden und eine halbe Ewigkeit zurück seine erste Niederlage bei einem großen internationalen Rennen seit fünf Jahren.

Der Titelverteidiger aus den USA war so perplex, dass er im Becken sogar die Gratulation an seinen auf der Nebenbahn schwimmenden Konkurrenten vergaß und sich wortlos zu seinem folgenden Halbfinale über 200 Meter Schmetterling verabschiedete. Erst auf dem Siegerpodest gratulierte Phelps kühl.

Biedermann triumphierte auf den prestigeträchtigen 200 Metern als erster Europäer seit dem Finnen Antti Kasvio vor 15 Jahren ebenfalls in Rom. Er verbesserte seine 200-Meter-Zeit innerhalb eines Monats um 2,7 Sekunden.

"Ich habe gerade mit meinen Schmerzen zu kämpfen, aber ich bin überglücklich. Es war ein tolles Rennen. Ich wusste, dass Michael mir an den Wenden viel abnimmt, deshalb war meine einzige Chance, ihn beim Schwimmen zu schlagen und das hat gut geklappt", sagte Biedermann.

Er ist der erste deutsche Weltmeister über die 200 Meter seit Michael Groß 1982 und 1986. Bescheiden gab Biedermann auch zu: "Man muss auch sagen, dass Michael noch nicht in Top-Form ist, er ist noch nicht der Michael von Peking."

ARD-Expertin Franziska van Almsick, die im gleichen Becken 1994 ebenfalls Weltmeisterin über 200 Meter Freistil geworden war, sagte über Biedermann: "Jetzt ist er da, wo er hin wollte. Ich finde das bewundernswert. Er hat einfach stetig aufgebaut. Das ist etwas, was sich nachvollziehen lässt. Es ist nichts, wo ich sage, keine Ahnung, wo das herkommt."

Vor der WM hatte Biedermann tief gestapelt: Die 400 Meter nur als Generalprobe, wenigstens Fünfter über die 200 Meter. Von Medaillen wollte er nicht reden.

Im Wasser ging dann mit neuem Anzug die Post ab. Über 400 Meter verblüffte der Europameister die Welt, als er im Vorlauf den Europarekord verbesserte und im Finale die sieben Jahre alte Weltbestmarke von Ian Thorpe in die Vergangenheit schickte.

Um 6,6 Sekunden steigerte er seine Bestzeit. Unglaublich. Biedermann stellte sich auch der Doping-Frage: "Das muss ich mir gefallen lassen, aber ich bin absolut sauber."

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