Schalke feiert ersten Saisonsieg Ein Sieg über die eigene Angst

Gelsenkirchen. · Schalke kriegt das große Zittern, fährt aber gegen Mainz endlich die ersten Punkte ein.

 Immer positiv und aufmunternd: Schalke-Trainer Domenico Tedesco beklatscht die Leistung seines Teams.  Foto:

Immer positiv und aufmunternd: Schalke-Trainer Domenico Tedesco beklatscht die Leistung seines Teams. Foto:

Foto: dpa/Ina Fassbender

Selten waren die Nerven bei Spielern, Verantwortlichen und Fans des FC Schalke 04 so angespannt, wie vor und während des Spiels gegen Mainz 05. Nach dem 1:0-Sieg ist die Schalker Niederlagen-Serie von fünf Partien in Folge erst einmal gestoppt. Beim Revierclub heißt es Durchatmen. „Uns allen ist ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen“, räumte Alessandro Schöpf ein, der mit seinem frühen Kopfballtreffer nach Flanke von Yevhen Konoplyanka den Weg zum so sehr herbeigesehnten Sieg ebnete.

Wie groß die Anspannung unter den Beteiligten tatsächlich war, wurde nach der Partie deutlich. Zuvor hatten Trainer Domenico Tedesco und Manager Christian Heidel stets versucht, Ruhe auszustrahlen und die Nerven zu bewahren. Dabei standen beide gehörig unter Druck. „Ich bin tausend Tode gestorben. Die letzten zehn Minuten wünsche ich niemandem. Man merkt natürlich, dass das Spiel kippt. Dann kommt die Angst. Ich habe schon jeden Ball reinfallen sehen“, sagte Heidel noch sichtlich mitgenommen. Und auch Tedesco hatte an der Seitenlinie mitgelitten. „Die Angst, etwas zu verlieren, war schon da. Umso wichtiger ist, dass wir das Spiel gewonnen haben“, sagte der 33-Jährige.

An diesem Nachmittag ging es in der Schalker Arena nur darum, die ersten Punkte zu erwirtschaften. Die Schalker gingen diese Aufgabe auch voller Elan an und zeigten eine erste Hälfte, in der sie die Rheinhessen dominierten und beherrschten. Der Einsatz stimmte und das Tedesco-Team nutzte auch hin und wieder spielerische Elemente, um vor das gegnerische Tor zu kommen. Die ganz großen Tormöglichkeiten sprangen dabei aber nicht heraus. Die Schalker Dominanz ging dann im Laufe der zweiten Hälfte allerdings nach und nach verloren.

„Wenn wir die Tore machen, wird es kein Zittersieg“, sagte Tedesco. Tatsächlich hatte Konoplyanka im zweiten Durchgang zweimal die Möglichkeit, das Ergebnis zu erhöhen, traf aber erst per Freistoß und dann nach einem Konter mit artistischer Flugeinlage jeweils nur die Querlatte (59./72.). Was danach folgte, waren eher Kampf und Krampf. Die Mainzer witterten ihre Chance, weil den Schalkern die Angst in die Glieder fuhr. Sie waren erstmals in dieser Saison in Führung gegangen und
hatten plötzlich etwas zu verlieren.

Die Mannschaft von Domenico Tedesco ließ sich tief in die eigene Hälfte drücken und überließ dem Gegner ungewollt das Spiel. Sie verlor die Courage der ersten Hälfte und versuchte sich in der Folge im Überlebensmodus. Die Nervosität und die Anspannung wuchsen sichtbar von Sekunde zu Sekunde.

Am Mittwoch tritt S04
bei Lokomotive Moskau an

„Wenn wir den Ausgleich machen, dann hätten wir auch gewonnen“, war sich Mainz-Trainer Sandro Schwarz deshalb auch sicher. Die Mainzer hätten die Schalker in dieser Partie noch tiefer in den Abgrund ziehen können. Allerdings fehlten Schwarz’ Team die nötigen Mittel, um die mit aller Macht verteidigenden Schalker zu überwinden. „Wir haben eine gute zweite Halbzeit gespielt. Da müssen wir einfach ein Tor schießen“, sagte Mainz-Kapitän Stefan Bell.

Der freie Fall des Ruhrgebietsclubs ist nun erst einmal gestoppt. „Die Jungs haben mal ein Erfolgserlebnis. Wir können uns jetzt ein paar Stunden freuen. Das ist wichtig, weil wir das in den letzten Wochen nicht hatten“, sagte Tedesco. Allerdings können die Schalker nun schon wieder die Koffer packen und die nächste Prüfung angehen. Am Mittwoch (18.55 Uhr) treten sie bei Lokomotive Moskau in der Champions League an. Und am Samstag geht es dann bereits wieder in Düsseldorf bei der Fortuna weiter. Die Anspannung bei den Schalkern dürfte allerdings trotz der zwischenzeitlichen Erleichterung noch bis Ende der Rückserie andauern. Schließlich dürfen sie sich nicht mehr viele Ausrutscher leisten, um nicht erneut in den Krisenmodus zu rutschen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort