FC Schalke 04 Schalke 04 - Die Macht von Meyer und Kehrer

Schalke 04 kämpft um die Jungstars — und könnte doch alt aussehen.

 Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigt Max Meyer (Mitte) die gelbe Karte, Thilo Kehrer schaut zu.

Schiedsrichter Deniz Aytekin zeigt Max Meyer (Mitte) die gelbe Karte, Thilo Kehrer schaut zu.

Foto: Tim Groothuis

Gelsenkirchen. Eigentlich gibt es Grund für Euphorie. Fußball-Erstligist FC Schalke 04 hat nach dem souverän herausgespielten Auswärtssieg bei Bayer 04 Leverkusen (2:0) auf Tabellenplatz drei hochgerutscht. Und die kurze sportliche Talfahrt, die der Club nach dem Jahreswechsel durchlebt hat, wurde nun auch von den Beteiligten für beendet erklärt. „Wir sind durch ein paar schlechte Spiele abgerutscht, sind jetzt aber wieder topfit“, sagt etwa Guido Burgstaller. Und doch trüben erneut Personaldiskussionen die gute Stimmung.

Nach Leon Goretzka, der nach Saisonende ablösefrei gen München gehen wird, droht nun auch Eigengewächs Max Meyer ohne Transferentschädigung gehen zu wollen. Meyers neuerliche Frist (Mitte Februar), in der er sich für oder gegen die Königsblauen entscheiden sollte, hat der U21-Nationalspieler verstreichen lassen. Der offenkundige Grund: Der FC Liverpool, der FC Arsenal und auch der FC Barcelona sollen den 22-Jährigen seit Sommer mehrfach beobachtet haben und ernsthaftes Interesse an Meyer zeigen, wie englische Medien berichten.

Dass diese Vereine sich vorstellen können, Meyer zu verpflichten, liegt auch am Sinneswandel des jungen Mannes, der vor gar nicht langer Zeit am Wendepunkt seiner Karriere stand: Der gelernte offensive Mittelfeldakteur spielte weder bei Ex-Schalke-Coach André Breitenreiter noch bei dessen Nachfolger Markus Weinzierl eine gewichtige Rolle und fand sich häufiger auf der Ersatzbank wieder, als es ihm lieb war. Meyers Reaktion auf diese Trainerurteile war zudem eher kontraproduktiv. Anstatt sich im Training aufzudrängen und sich unverzichtbar zu machen, schmollte er und beklagte seine Situation. Erst Domenico Tedesco erfand Meyer neu und positionierte ihn ins zentrale defensive Mittelfeld.

Den Anfang machte Meyer beim Auswärtsspiel Mitte Oktober bei Hertha BSC. Seitdem ist der neue „Sechser“ nicht mehr von dieser Position wegzudenken. Ballsicherheit, Technik, Ruhe und schnelle Auffassungsgabe für die Spielsituation haben ihn zu einer der wichtigsten Schaltfiguren im Schalker System gemacht. Meyer ist ein wichtiger Faktor für die überraschend gute Saison. Dass derart namhafte Vereine jetzt Interesse zeigen, liegt auch an der für Meyer glücklichen Fügung, dass eben keine Ablöse für ihn fällig wird und deshalb das Risiko minimal ist. Ist der Schritt zu groß, würde Meyer eben an einen anderen Verein ausgeliehen werden.

Und gleich noch eine gewichtige Schalker Personalie von Gesprächsstoff steht bevor: Schalkes Eigengewächs Thilo Kehrer (Vertrag läuft bis 2019) lehnt offenbar Gespräche über eine Verlängerung ab und könnte der nächste Tiefschlag für Manager Christian Heidel sein. Es droht, dass Meyer für Kehrer zum Vorbild geworden ist und in einem Jahr der nächste talentierte Profi ablösefrei davon zieht.

„Das belastet uns nicht. Wir sind schon so lange im Fußball dabei, da kommen und gehen die Spieler. Das ist ganz normal“, sagt Verteidiger Bastian Oczipka dazu lapidar. Argumente für einen Verbleib in Gelsenkirchen könnten sich Meyer und Kehrer derweil selbst liefern. Mit einem Sieg am Samstag gegen Hertha BSC wäre das Erreichen der Königsklasse einen großen Schritt näher gekommen - vorausgesetzt, dass sportliche Ziele für die jungen Fußball-Profis überhaupt von größerer Relevanz sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort