Schadensbegrenzung: Südkorea bangt um Bewerbungen

Seoul (dpa) - Sicherheitsgarantien, Friedensbotschaften und Goodwill-Gesten: Nach den tödlichen Angriffen auf eine südkoreanische Insel bangen Spitzenfunktionäre des Landes um die Erfolgschancen ihrer Bewerbungen um die Fußball-WM 2022 und Olympia 2018 in Pyeongchang.

„Der Zwischenfall hat keine Auswirkungen auf unsere Bewerbung“, erklärte das südkoreanische WM-Bewerbungskomitee auf seiner Internetseite, „die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel sind noch mehr ein Grund, warum wir Frieden und Versöhnung jetzt und in der Zukunft vorantreiben sollten.“ Am 2. Dezember wird in Zürich über die WM-Vergabe 2018 und 2022 entschieden.

Auch wenn der Schusswechsel nach südkoreanischen Angaben nach einer Stunde beendet gewesen sein soll, zeigten die TV-Bilder Szenen wie im Krieg: Granateneinschläge, Stromausfall, von Bergen und brennenden Häusern aufsteigende Rauchsäulen, in Todesangst fliehende Menschen. Prompt wollten auch die Olympia-Planer von Pyeongchang 2018 aufkommende Unruhe im Keim ersticken. Im Falle eines Zuschlags für die Olympischen Winterspiele 2018 würden Pyeongchang und die Regierung Südkoreas die Sicherheit garantieren, sagte das Bewerbungskomitee dem Branchendienst „Around the Rings“.

Diplomatische Spannungen gebe es seit 60 Jahren auf der koreanischen Halbinsel. Trotzdem seien zahlreiche Großereignisse wie die Fußball-WM 2002 oder der jüngste G-20-Gipfel in Seoul erfolgreich abgewickelt worden. Pyeongchangs Olympia-Granden betonten zudem, „Olympia 2018 wird helfen, die positiven Botschaften von Frieden und Verständigung überall in unserer Region zu unterstützen“. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet am 6. Juli 2011 über den Gastgeber der Spiele 2018. Pyeongchangs Konkurrenten sind München und Annecy in Frankreich.

Beim Fünfkampf um die Ausrichtung der Fußball-WM 2002 mit Australien, Japan, den USA und Katar gelten die Südkoreaner trotz des verheißungsvollen Vorhabens, ein paar Spiele in Nordkorea austragen zu wollen, ohnehin nur als Außenseiter. Dafür geht Pyeongchang nach zwei vergeblichen Olympia-Bewerbungen als Favorit ins finale Votum in achteinhalb Monaten in Durban. „Wir verfolgen die Ereignisse in der Region, aber langjährige Spannungen in der Gegend haben Südkorea auch nicht davon abgehalten, erfolgreiche Großereignisse wie die Spiele 1988 in Seoul zu veranstalten“, verkündete das IOC und hofft auf eine „schnelle und erfolgreiche Klärung“ der Situation.

Nach dem Beschuss der Insel im Gelben Meer standen die Athleten aus beiden Koreas bei den Asienspielen im chinesischen Guangzhou ganz besonders im Mittelpunkt. Von politischen Animositäten war dort nichts zu spüren. Alle wollten Sport und Politik trennen und konzentrierten sich auf versöhnliche Momente.

Nach dem Bogenschießen der Frauen standen die Goldmedaillen-Gewinnerin Yun Ok-hee aus Südkorea und die Dritte aus Nordkorea, Kwon Un Sil, gemeinsam auf dem Podium und reichten sich freundschaftlich die Hände. „Ich versuche nur, meine beste Leistung zu zeigen“, sagte die Nordkoreanerin auf Fragen nach dem militärischen Zwischenfall. Darum habe sie sich nicht gekümmert. Ihre südkoreanische Kollegin Yun wollte sich gar nicht äußern, sondern nur Fragen nach dem Wettkampf beantworten.

Zwei Ringer aus dem Norden und Süden Koreas kämpften in der Klasse bis 66 Kilo gegeneinander. Politische Aussagen gab es keine, dafür ein kräftiges Händeschütteln zwischen Yang Chun Song aus Nordkorea und Kim Dai-sung aus dem Süden. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney und 2004 in Athen waren die Athleten beider Länder bei der Eröffnungsfeier noch gemeinsam einmarschiert. Ähnliche Pläne für die Peking-Spiele 2008 waren gescheitert.

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