Samaranch-Sohn will Reform des Vaters abschaffen

Madrid (dpa) - Samaranch gegen Samaranch: Der Sohn von Juan Antonio Samaranch will ein Jahr nach dem Tod des früheren IOC-Chefs eine von seinem Vater beschlossene wichtige olympische Neuregelung wieder rückgängig machen.

Die Einsetzung der sogenannten Evaluierungskommissionen erschwere die Vergabe der Olympischen Spiele, erklärte Juan Antonio Samaranch Jr. im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Die IOC-Mitglieder, die die Kandidatenstädte nicht mehr besuchen dürfen, könnten sich vor der Stimmabgabe kein richtiges Bild mehr von den einzelnen Olympia-Bewerbern machen.

„Im Jahr 2011 müssten die im Jahr 2000 gemachten Reformen überprüft werden“, so das IOC-Mitglied über die Einführung der Evaluierungskommissionen nach einem Korruptionsskandal. Es sei sehr schwer, „abzustimmen und sich eine Meinung zu bilden, ohne zuvor die Anlagen und das Land vor Ort in Augenschein genommen zu haben“, fügte er an. Samaranch sagte, er könne „das Verfahren verbessern“, da die Welt heute „transparenter“ sei und „über mehr Informationen“ verfüge. Man könne die Besuche der IOC-Mitglieder ja so organisieren, „dass sie nicht persönlich und frei sind“.

Der Spanier äußerte sich auch zur Zukunft des IOC und meinte, er betrachte den Vizepräsidenten Thomas Bach als starken Kandidaten auf die Nachfolge von IOC-Boss Jacques Rogge: „Er scheint der Kandidat zu sein, der seine Absichten am klarsten geäußert hat. Er ist ein toller, toller olympischer Manager mit beeindruckender Erfahrung“.

Die Münchner Kandidatur für die Olympischen Winterspiele 2018 lobte der Spanier in hohen Tönen. „Es handelt sich um einen sehr, sehr attraktiven Vorschlag. Und die Kandidatur wird von einer außergewöhnlichen Frau wie Katarina Witt angeführt. Also glaube ich, dass man gute Erfolgschancen hat“, erklärte er.

Knapp elf Wochen vor der Vergabe der Spiele am 6. Juli im südafrikanischen Durban betonte Samaranch allerdings, noch sei alles offen: „Wer bislang Favorit war, spielt kaum eine Rolle. Das Rennen wird in den letzten Monaten entschieden“. Das sei vor allem bei Winterspielen immer der Fall, da nicht wenige IOC-Mitglieder mit dem Wintersport nicht so vertraut seien.

Während die französische Stadt Annecy im Dreikampf um die Spiele 2018 nach Experten-Meinung krasser Außenseiter ist, gilt neben der bayerischen Landeshauptstadt vor allem das südkoreanische Pyeongchang als Favorit. „Das ist schon die dritte Bewerbung der Südkoreaner, das hat viel Gewicht“, weiß Samaranch.

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