Ribéry – ein Franck ohne Reich

Der FC Bayern enttäuscht beim 1:1 gegen Bremen. Zwischen dem genesenen Franzosen und Trainer van Gaal droht eine Machtprobe.

München. Um 16.37 Uhr brandete am Samstag in der mit 69 000 Zuschauern ausverkauften Münchener Arena großer Jubel auf. Ein Tor hatte der FC Bayern gegen Werder Bremen zu diesem Zeitpunkt freilich nicht erzielt. Der Applaus galt Franck Ribéry, der sich in dieser Minute zum Aufwärmen begab und bei den Anhängern die Hoffnung aufkeimen ließ, dass dem bis zu diesem Zeitpunkt ideenlosen Gekicke des deutschen Fußball-Rekordmeisters nun bald endlich Leben eingehaucht werden würde.

Zwölf Minuten dauerte es dann noch, bis der kleine Franzose für den unglaublich antriebslosen José Ernesto Sosa den Rasen betrat. Und auch, wenn es letztendlich einer Flanke von Philipp Lahm und dem Instinkt von Torjäger Mario Gomez zu verdanken war, dass dem FC Bayern nach dem Rückstand durch Mesut Özil (39.) zumindest noch der Treffer zum 1:1 (0:1) gelang (72.), so sorgte Ribery doch gleich für frischen Wind. So, wie es sein Naturell ist.

"Ich habe mich über den Empfang durch die Fans sehr gefreut", sagte der 26-Jährige, der durch eine Schleimbeutelentzündung im Knie die gesamte Vorbereitung verpasst hatte und ergänzte: "Das Schlimmste habe ich überstanden, jetzt brauche ich nur noch Spielpraxis."

Wie sehr die Bayern Franck Ribéry brauchen, wurde in den ersten 45 Minuten gegen gewiss nicht starke Bremer deutlich. Viele Quer- und Rückpässe machten es Werder einfach, die zuletzt marode Defensive zu stabilisieren. Über die Ideen verfügt Franck Ribéry, über den Torschütze Mario Gomez sagt: "Er ist ein Weltklassespieler, der mit seiner Dynamik jeder Mannschaft gut tut."

Doch wo am besten? Trainer Louis van Gaal möchte ihn zum zentralen Mann hinter den Stürmern machen, weil er als System auf eine Mittelfeldraute schwört. Seine stärksten Szenen hat Ribery aber stets dann gehabt, wenn er von der linken Seite nach innen zog. Und auch am Samstag tat der Franzose nicht wie ihm befohlen und ersetzte Sosa gehorsam im Zentrum, sondern wich sofort auf den Flügel aus. Dort fühlt er sich wie Gott in Frankreich. In der Mitte wirkt Ribéry eher wie ein Franck ohne Reich. "Ich will immer die stärkste Seite eines Spielers nutzen. Und ich glaube, dass Franck auf der Spielmacherposition am besten aufgehoben ist. Aber vielleicht bin ich in zwei Wochen anderer Meinung", sagt van Gaal.

Ribéry erklärte derweil alle Wechsel-Spekulationen für beendet. "Die Türen sind wirklich geschlossen", sagte er in der Sendung "Telefoot" des französischen TV-Senders TF 1: "Meine Vorgesetzten wollten unbedingt, dass ich bleibe." Er berichtete zudem, dass es nicht nur ein Angebot von Real Madrid gegeben habe, "sondern auch von Barcelona, Manchester und Chelsea".

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