Reitsport: Sehnsucht nach der Medaille

Ludger Beerbaum ist einer der erfolgreichsten Springreiter Deutschlands. Seit zwei Jahrzehnten wartet er allerdings bei den Weltreiterspielen auf eine Einzelmedaille.

Riesenbeck. Nein, eine wirkliche "Liebesbeziehung" hat Ludger Beerbaum zu den Weltreiterspielen in der Vergangenheit nicht entwickelt. Nicht weniger als fünf Versuche hat der Springreiter aus Riesenbeck in den vergangenen 20 Jahren unternommen, um eine WM-Einzel-Medaille zu gewinnen. Fünfmal kehrte er am Ende mit leeren Händen heim.

Was allerdings nicht ganz stimmt. Während er im Einzel mit (un)schöner Regelmäßigkeit leer ausging, gab es mit der Mannschaft im gleichen Zeitraum zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze. Ein wirklicher Trost freilich ist das für den 46-Jährigen nicht. Zwar hat er in der Vergangenheit mehr als nur einmal darauf hingewiesen, wie wichtig ihm gerade der Mannschafts-Wettbewerb ist, trotzdem hätte er nur allzu gerne wenigstens einmal auch im Einzel auf dem Siegerpodest gestanden.

Aufgegeben hat er die Hoffnung noch nicht. Einen neuen und vermutlich letzten Anlauf will er in der amerikanischen Pferdehochburg Lexington unternehmen. Dort, genauer im nahe gelegenen Kentucky Horse Park, fällt am 9. Oktober die Entscheidung, wer die vor vier Jahren in Aachen erfolgreiche Amerikanerin Beezie Madden beerbt. Ludger Beerbaum hofft, dass er dann im Finale der besten Vier dabei ist.

Schon einmal hat er das geschafft. Das war im Jahr 1994. In Den Haag traten damals nicht weniger als drei deutsche Reiter zum großen "Showdown" mit Pferdewechsel an. Für zwei von ihnen endete das Finale erfolgreich: Franke Sloothaak gewann die Goldmedaille, Sören von Rönne hinter dem Franzosen Michel Robert Bronze. Ludger Beerbaum hingegen musste sich mit Platz vier und Blech bescheiden. "Das hat schon weh getan", erinnert er sich heute. Fast noch schlimmer aber erging es ihm vor vier Jahren in Aachen. Mit Lé Espoir verpasste er das Finale um lächerliche 0,25 Punkte. "Das ist die schlimmste sportliche Enttäuschung meiner Laufbahn."

Auch im abgelaufenen Jahr lief nicht viel nach Wunsch. "Es war für mich eines der schwierigsten Jahre überhaupt", sagt er im Rückblick und erinnert nicht nur an seinen schweren Sturz bei den deutschen Meisterschaften in Balve, sondern auch an die Doping-Problematik. "Dabei wollte ich mit meinen Aussagen eigentlich nur wachrütteln. Und zwar alle, die es angeht. Es hilft doch nicht, wenn immer nur über die Problematik Doping und Medikation geredet wird. Was wir brauchen, ist endlich Klarheit darüber, war erlaubt und was verboten ist. Und zwar in einer Form, die von allen verstanden wird", fordert er.

Positiv fiel letztlich die sportliche Bilanz aus. So sicherte er sich als Gesamtsieger der Riders Tour zum vierten Male den Titel "Rider of the year". Maßgeblichen Anteil daran hatte die Stute Gotha, die mittlerweile die unumstrittene Nummer eins in seinem Stall ist und mit der nicht nur die Weltreiterspiele 2010 in Angriff nehmen möchte, sondern mit der er auch für die Olympischen Spiele 2012 in London plant. Die werden dann vermutlich aber auch das letzte Championat sein, an dem Ludger Beerbaum aktiv teilnimmt. Denn: "Ein zweiter Hugo Simon werde ich mit Sicherheit nicht." Wobei man wissen muss, dass der Wahl-Österreicher mittlerweile 67Lenze zählt und immer noch im Sattel sitzt.

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