Werth nach positiver Probe unter Druck

Warendorf (dpa) - Isabell Werth steckt dreieinhalb Jahre nach ihrem Dopingfall durch eine positive Probe wieder in der Bredouille. Die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt muss sich wegen des Befundes bei einer Kontrolle ihres Pferdes El Santo verantworten.

Dieses Mal handelt es sich zwar nicht um eine Substanz von der Dopingliste, das nachgewiesene Cimetidin ist aber immerhin eine verbotene Medikation. „Ich habe ein reines Gewissen“, sagte die Reiterin der Nachrichtenagentur dpa: „Ich war von der Probe genauso überrascht wie jeder andere auch.“

Werth droht nun zum zweiten Mal eine mehrmonatige Sperre. Das Cimetidin war bei El Santo nach den Rheinischen Meisterschaften in Langenfeld im Juni 2012 nachgewiesen worden, die Disziplinarkommission der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ermittelt seitdem. „Ich kann nur hoffen, dass ich die Chance auf Aufklärung bekomme“, sagte Werth. Gutachter sollen klären, wie die Substanz in den Pferdekörper gekommen sein könnte, erklärte die Reiterin.

„Es liegt kein Täuschungsversuch vor“, beteuerte die 43-Jährige. Das Pferd sei gesund gewesen und habe keinerlei Medizin erhalten, sagte Werth und betonte, dass die Substanz auch nicht auf der Dopingliste stehe. Neben Doping gibt es im Pferdesport die verbotene Medikation. Dabei handelt es sich um Substanzen, die nicht die Leistung beeinflussen, aber im Wettkampf nicht erlaubt sind.

Cimetidin wird unter anderem bei Magengeschwüren eingesetzt, ist aber nach FN-Angaben in Deutschland für Pferde nicht zugelassen und wird in der Humanmedizin eingesetzt. Warum nicht, ein anderes Pferd in Werths Stall, wurde nach Angaben der Reiterin damit behandelt, weil es billiger als entsprechende Präparate für Pferde sei. Über die Tränke könne es möglicherweise zu El Santo gelangt sein, sagte Werth.

Auch wenn es sich nicht um ein Dopingmittel handelt, steht Werth nun enorm unter Druck. Auch bei einer verbotenen Medikation drohen mehrere Monate Sperre. Ob sie bei einer Verurteilung als Wiederholungstäterin eingestuft und dann sogar für zwei Jahre gesperrt würde, ist derzeit unklar.

„Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, wird sich die FN erst nach dessen Abschluss vor der Disziplinarkommission zu den Vorfällen äußern“, teilte die Reiterliche Vereinigung mit. Die FN gab nach einer Veröffentlichung des Falles im Fachmagazin „St. Georg“ eine Pressemitteilung heraus. Darin hieß es, dass die umfangreichen Untersuchungen und Gutachten der Grund für die bisherige Dauer des Verfahrens seien.

2009 hatte Werth für einen der spektakulärsten Dopingfälle des Pferdesports gesorgt. Kurz vor dem CHIO in Aachen war „die Bombe eingeschlagen“, wie Reitverbands-Präsident Breido Graf zu Rantzau es damals ausdrückte. Die Schockwellen erschütterten den Reitsport und waren neben dem Fall von Christian Ahlmann 2008 bei den Olympischen Spielen ein Grund für die anschließend verschärften Kontrollen und Strafen.

Werth hatte damals nichts geleugnet, sondern erklärt, dass ihr Tierarzt Hans Stihl Whisper wegen der sogenannten Zitterkrankheit mit dem Medikament Modecate behandelt habe. Dieses enthält den Wirkstoff Fluphenazin. Anfang September 2009 war Werth dann vom Weltverband FEI wegen ihres Dopingvergehens für sechs Monate gesperrt worden. Von dem Veterinär hat sich die Reiterin nach einigem Zögern inzwischen getrennt.

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