Springreiter wahren Chance, Dressur-Team auf Goldkurs

Herning (dpa) - Die deutschen Dressurreiterinnen stahlen den Springreitern die Show. Das Dressur-Team liegt bei der EM vor der Entscheidung am Donnerstag auf Goldkurs, während die Kollegen zittern müssen, überhaupt eine Medaille zu gewinnen.

„Wir können froh sein, dass wir nicht weiter nach hinten gerutscht sind“, sagte Springreit-Bundestrainer Otto Becker, nachdem nur Daniel Deußer und Ludger Beerbaum fehlerfrei geblieben waren.

„Wir haben nach wie vor eine Chance, wir liegen in Lauerstellung“, sagte Becker. Der Coach gab jedoch zu: „Es ist nicht gerade eine ideale Ausgangslage.“ Beckers Team liegt mit 12,77 Strafpunkten auf Platz vier hinter Großbritannien (8,18), der Schweiz (8,45) und Frankreich (11,14). Die Entscheidung fällt am Donnerstag in der letzten Runde des Teamwettbewerbs.

EM-Debütant Deußer ist bisher der erfolgreichste deutsche Springreiter. In der Einzelwertung, die weiter der Brite Ben Maher anführt, hat er sich bis auf Platz sechs vorgeschoben. Wie groß das Vertrauen in den Youngster ist, zeigte sich an der Änderung der Startreihenfolge. Deußer ritt in der zweiten Wertungsprüfung als erster Deutscher in den Parcours. „Nachdem es gestern gut gelaufen ist, war es die Entscheidung, nach vorne zu gehen“, erklärte der deutsche Meister, um „den anderen Vertrauen zu geben“. Sein Plan war „null zu gehen, das hat geklappt.“

Bei Carsten-Otto Nagel ging der Plan nicht auf. Der 50-Jährige aus Norderstedt patzte mit Corradina erneut an einer dreifachen Kombination. „Das war enttäuschend. Es war der gleiche Fehler wie gestern“, klagte der zweifache Vize-Europameister, der schon im Zeitspringen am Dienstagabend gepatzt hatte.

Auch Christian Ahlmann wurde die dreifache Kombination zum Verhängnis. Codex one riss wie Nagels Corradina am mittleren Teil des roten Hindernisses. „Sie hat sich richtig erschrocken“, meinte der Reiter aus Marl. Dass eine Medaille trotzdem noch möglich ist, liegt auch an Beerbaum. Bei seiner zehnten EM-Teilnahme blieb der Routinier nach einem Abwurf im Zeitspringen am Dienstag mit Chiara in der zweiten Teilprüfung fehlerfrei und ritt strahlend aus dem Stadion. „Ich bin super happy“, rief der Jubilar von seinem Pferd herunter.

Im Gegensatz zu Becker war Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu rundum zufrieden. Nach den Ritten von Fabienne Lütkemeier (Paderborn) mit D'Agostino und Isabell Werth (Rheinberg) mit Don Johnson ging ihr Team klar in Führung vor den dänischen und den niederländischen Dressurreitern. „Ich bin noch ein bisschen vorsichtig“, sagte die Trainerin: „Ich weiß aus Erfahrung, was noch alles passieren kann.“

Zufrieden war sie schon nach dem Ritt der EM-Debütantin Lütkemeier: „Ich bin super-stolz auf Fabi.“ Vor ihrem ersten Ritt war die 23-Jährige ein „bisschen kribbelig“, aber: „Wenn ich im Viereck bin, ist das weg.“

Anschließend ritt Werth bei ihrer elften EM-Teilnahme eine souveräne Runde und freute sich bereits auf die erhoffte Goldmedaille: „Wofür sind wir sonst hier?“ Am Donnerstag reiten mit Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Damon Hill und Kristina Sprehe (Dinklage) mit Desperados die derzeit stärksten deutschen Paare.

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