Michaels-Beerbaum am Wendepunkt der Karriere

Balve (dpa) - Als die besten Springreiter Deutschlands ihre ersten beiden Meisterschafts-Runden absolvierten, schaute Meredith Michaels-Beerbaum nur interessiert zu. Die Frau, die im Vorjahr den Titel feierte, reitet am Wochenende in Balve nur im Rahmenprogramm mit.

Die 41-Jährige aus Thedinghausen, die so viele Erfolge aufzuweisen hat wie keine andere Springreiterin der Welt, muss sich an diese neue Rolle erst gewöhnen. Ihre glanzvolle Karriere steht an einem Wendepunkt. „Jetzt kommt leider ein kleines Loch“, sagt die Weltklasse-Reiterin.

Michaels-Beerbaum hat fast alles gewonnen, was im Reitsport zu gewinnen ist; vom Einzel-Gold bei der EM bis zum Team-Gold bei der WM. Sie sicherte sich dreimal den Gesamt-Weltcup, und sie war als erste Frau die Nummer eins der Weltrangliste - und das über viele Monate. Und nun muss sie sagen: „Ich habe kein passendes Pferd.“

Shutterfly und Checkmate „sind schon ein bisschen alt“, sagt Michaels-Beerbaum und zieht die Schultern wie zur Entschuldigung hoch. „Die kann ich nicht jedes Wochenende einsetzen.“ 18 und 16 Jahre alt sind die beiden Pferde, die sie zu den vielen Siegen getragen haben und nun vor dem sportlichen Ruhestand stehen.

Für ein oder zwei Runden bei Großen Preisen sind die Weltklasse-Pferde noch fit genug. Aber vier Runden plus ein mögliches Stechen, so wie bei der deutschen Meisterschaft, sind vor allem für Shutterfly zu viel. „Ich bin stolz, dass sie so lange fit sind“, sagt Michaels-Beerbaum: „Andere sind da schon in Rente.“

Dass sie eine begnadete Reiterin ist, hat Michaels-Beerbaum oft genug bewiesen. Aber ohne Weltklasse-Pferd im richtigen Alter ist auch die erfolgreichste Springreiterin nur Mittelmaß. Die EM in drei Monaten hat sie daher abgeschrieben: „Ich habe dem Bundestrainer gesagt, dass ich mit Checkmate nur im Notfall bereit stehe.“

Otto Becker versichert, dass er „Meredith immer noch im Auge“ habe. Der Bundestrainer weiß allerdings auch, dass Michaels-Beerbaum anders plant und sich auf die finanziell attraktive Global Champions Tour konzentriert. Dort kann Michaels-Beerbaum das Geld verdienen, das für den Kauf neuer Spitzenpferde notwendig ist.

Bella Donna heißt ihre große Hoffnung für die Zukunft. „Sie ist ein außergewöhnliches Pferd, das sieht jeder“, sagt die gebürtige US-Amerikanerin über die achtjährige Stute. „Die Frage ist, wie schnell sie sich entwickelt.“

Bella Donna ist nicht nur ein talentiertes Pferd, sondern hat auch einen kuriosen Namenswechsel hinter sich. Zwischenzeitlich hieß die Stute - auf Wunsch des Besitzers mit libanesischen Wurzeln - Beirut. Nun trägt sie seit ein paar Wochen wieder ihren ursprünglichen Namen. „Ich habe ja schon gute Erfahrungen mit Namenswechseln gehabt“, meint Michaels-Beerbaum grinsend. Shutterfly, das erfolgreichste Pferd des abgelaufenen Jahrzehnts, hieß früher Struwwelpeter.

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