Zufall oder nicht? Drei spektakuläre Stürze in vier CHIO-Jahren

Aachen (dpa) - 40 000 Menschen stockte der Atem. Kaum etwas war in der sorgenvollen Stille zu hören. Alle Zuschauer starrten auf den Wassergraben im größten Reitstadions der Welt in Aachen, in dem benommen der Springreiter Christian Kukuk lag.

Zufall oder nicht?: Drei spektakuläre Stürze in vier CHIO-Jahren
Foto: dpa

Spektakulär war der junge Mann vor einem Jahr im Preis von Europa mit seinem Pferd Carilot gestürzt. Der damals 26-Jährige musste wegen der dreifach gebrochenen Schulter operiert werden und drei knapp Monate pausieren.

Carilot hatte in der Luft angefangen zu straucheln und war bei der Landung gestürzt. Der Reiter flog durch die Luft und landete auf der Schulter. „Das hätte noch schlimmer ausgehen können“, sagte Bundestrainer Otto Becker damals.

Kukuks Unfall ist kein Einzelfall. Es war der dritte aufsehenerregende Unfall beim CHIO in Aachen innerhalb von vier Jahren. Sind das unglückliche Zufälle? Oder sind die Reiter in der riesigen Arena übermotiviert oder nicht vorsichtig genug?

„Das ist ein dummer Zufall“, sagt Kukuk zwölf Monate nach seinem Sturz zu der auffälligen Häufung von Unfällen. Bei seinem ersten Ritt in diesem Jahr habe er das „nicht mehr im Kopf gehabt“, erklärt der Reiter. Er habe aber den Eindruck gehabt, dass das bei den Zuschauern anders war: „Das Publikum hat nach meinem Ritt extrem reagiert. Der Applaus tat gut.“

Zwei Jahre vor Kukuk war Katrin Eckermann gleich zweimal in Aachen gestürzt, im Nationenpreis und im Großen Preis. Bei ihrem zweiten Unfall mit Firth of Lorne hatte sie weniger Glück als beim ersten. Die damals 24-Jährige brach sich das Schlüsselbein. „Das war ein Schock, als ich das gesehen habe“, kommentierte der im Großen Preis siegreiche Christian Ahlmann.

2013 fiel Andreas Kreuzer spektakulär im Preis von Nordrhein-Westfalen mit seinem Wallach Balounito. Der damals 22-Jährige kam glimpflich davon. Kreuzer zog sich nur eine Gehirnerschütterung und Prellungen zu. Er war schneller wieder fit als Kukuk und Eckermann.

Drei Stürze innerhalb von vier Jahren, alle von jungen deutschen Reitern - diese merkwürdige Häufung kann auch CHIO-Sportdirektor Frank Kemperman nicht erklären. „Das sind Bilder, die wir uns alle nicht wünschen“, sagt der Niederländer: „Aber es kann passieren. Ich hoffe, dass das Zufall ist.“

Sind die jungen Reiter zu ehrgeizig oder zu ungestüm? „Nein“, sagt Kemperman. Aber einige Pferde seien vom größten Reitsportstadion der Welt mit bis zu 40 000 Zuschauern beeindruckt. „Aachen ist anders als andere Plätze. Die Parcours sind schwer, aber nicht zu schwer“, versichert er.

Ähnlich sieht es der Bundestrainer. „Ich glaube nicht, dass man die Stürze vergleichen kann“, sagt Becker: „Das sieht leider spektakulär aus, aber das sind Einzelfälle. Die haben nichts miteinander zu tun.“ Auffällig ist trotzdem, dass es sich in allen Fällen um junge deutsche Talente handelt. „Solche Sachen können passieren, aber ich sehe keinen Zusammenhang“, betont der Coach.

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