Bundestrainer Melzer: „Werden nicht überheblich“

Luhmühlen (dpa) - Fragen an Bundestrainer Hans Melzer nach dem Gewinn des Mannschafts-Titels und aller Einzel-Medaillen bei der Vielseitigkeits-EM in Luhmühlen:

Inwieweit haben Sie mit einem solchen Erfolg gerechnet?

Melzer: „So dominant sicher nicht. Ich habe vorher gesagt, wenn alles rund läuft, kriegen wir zwei Plätze auf dem Podium und ein tolles Mannschafts-Ergebnis. Aber in der Breite und in der Stärke ist das auch für uns überraschend.“

Wie erklären Sie sich diese Überlegenheit?

Melzer: „Wir fühlen uns wohl in Luhmühlen, wir kennen Luhmühlen. Unsere Reiter sind hier nicht so unter Stress wie bei anderen Turnieren. Sie sind hier schon geritten. Das macht schon eine Menge aus. Es ist anders, als wenn man weiter weg ist beim Championat. Jeder fühlte sich wohl. Auch die Pferde waren sehr gut drauf. Sie hatten sich alle toll vorbereitet. Das Training war klasse. Das ist dann der verdiente Lohn.“

Wenn Sie ein Jahr vorausblicken. Kann man von diesem EM-Ergebnis Schlüsse auf die Olympischen Spiele in London ziehen?

Melzer: „Wir haben Reiter gesehen wie Sandra Auffarth und Benjamin Winter von den Jüngeren, die schon in der Lage sind, auf solchen Championaten Topleistungen abzuliefern. Und Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Älteren müssen ein bisschen mehr tun. Ich glaube, für nächstes Jahr ist das schon sehr positiv, wenn wir die ganzen Resultate sehen. Wir können aus einer breiteren Basis schöpfen, als es in der Vergangenheit war.“

Sie sind in einer komfortablen Situation.

Melzer: „Das kann sich schnell mal ändern. Ein Pferd verletzt sich oder ein Reiter fällt herunter. Das haben wir alles schon erlebt. Die Situation ist aber sicher günstiger als vor Hongkong (Olympia 2008), wo wir weniger ausgeglichene Paare hatten. Wir hoffen, dass wir auch nächstes Jahr ein starkes Team haben und unseren Olympiasieg wiederholen können. Ich glaube, wir werden nicht überheblich. Wir haben nach Hongkong bei der EM 2009 in Fontainebleau gesehen, wie es auch andersherum gehen kann. Andererseits motiviert so ein Ergebnis hier auch. Man kann sagen, wenn alles gut läuft, wenn die Vorbereitung gut ist, dann ist auch alles drin.“

Michael Jung und Sam sind nach dem WM-Titel 2010 nun auch Doppel-Europameister. Sind die beiden das derzeit beste Paar?

Melzer: „Ich glaube schon. Wenn man das heute wieder sieht im Springen: Man hat nie das Gefühl, dass irgendwas passieren kann. Im Gelände genauso. In der Dressur kann Michael es noch einen Tucken besser als hier. Da hatte er etwas Pech. Er ist seit der WM in Kentucky ungeschlagen. Wenn er nicht mit Sam gewonnen hat, dann mit einem anderen Pferd. Michael und Sam sind im Moment das mit Abstand beste Paar.“

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