Rad-WM in Bergen : Titel für Martin „utopisch“ - Zweifel an Degenkolbs Form
Bergen (dpa) - 24 Jahre ist es her, als ein gewisser Jan Ullrich im Regen von Oslo als jüngster Amateur-Weltmeister erstmals die Radsport-Welt verblüffte. 20 Jahre war der spätere Tour-de-France-Sieger damals jung.
Einige Tage später raste der ebenfalls noch recht unbekannte Texaner Lance Armstrong an gleicher Stelle zum WM-Titel der Profis. Wenn ab Sonntag in Bergen erstmals wieder die Straßenrad-Weltmeisterschaften in Norwegen stattfinden, stehen die beiden Protagonisten von einst längst stellvertretend für die dunkle Doping-Ära im Radsport.
Aus deutscher Sicht konzentrieren sich in diesen Tagen die Hoffnungen auf Tony Martin und John Degenkolb, wenngleich die Voraussetzungen nicht die besten sind. Martin geht zwar als Titelverteidiger und viermaliger Champion ins WM-Einzelzeitfahren. Und die Chancen auf Titel Nummer fünf stünden gar nicht mal so schlecht, wenn da nicht dieser Mount Floyen - ein 3,4 Kilometer langer Schlussanstieg mit durchschnittlich 9,1 Prozent Steigung - am Ende des Parcours zu bewältigen wäre. „Der Titel ist utopisch, so realistisch bin ich. Meine Erwartungen sind gedämpft“, sagte Martin der Deutschen Presse-Agentur.
Dem WM-Titel, oder wenigstens einer Medaille im Profi-Straßenrennen jagt auch John Degenkolb seit einigen Jahren hinterher. Der Kurs würde dem Thüringer durchaus liegen, auch die Kopfsteinpflasterpassage ist im Sinne des einstigen Roubaix-Königs. Allein Degenkolbs Form lassen Zweifel aufkommen. Wegen einer heftigen Bronchitis hatte der 28-Jährige jüngst bei der Vuelta aufgeben müssen. Den Formrückstand will Degenkolb aufholen, dafür reist er sogar erst zwei Tage vor dem Rennen nach Norwegen. „Ich bin hoch motiviert“, ließ er wissen.