Tage der Sprinter: Greipel, Kittel & Co. greifen an

Lüttich (dpa) - André Greipel hofft auf den großen Lotto-Gewinn, Mark Cavendish vertraut seinem Lauf vom Vorjahr und Marcel Kittel kommt als unbekümmerter Novize: Am Montag beginnen bei der Tour de France die Feiertage für die Sprinter, die sich bis Freitag fünfmal in Szene setzen können.

Der Lotto-Belisol-Profi Greipel, in dieser Saison schon 14 Mal erfolgreich, will Weltmeister Cavendish vom Tour-Thron stoßen. Der Neuling Kittel tritt mit dem Selbstvertrauen in die Pedale, die beiden „Platzhirsche“ gerade erst bei der ZLM-Tour durch die Niederlande und Belgien besiegt zu haben. „Es wird sehr spannend“, versprach Erik Zabel, mit sechs Grünen Trikots immer noch Rekordhalter in der Tour-Sprintwertung.

Cavendish, der im Vorjahr fünf Etappensiege verbuchte, das Grüne Trikot holte und für seine große Klappe bekannt ist, gab sich zum Tour-Auftakt ungewöhnlich zurückhaltend. „Greipel und Kittel haben extra auf sie ausgerichtete Teams. Bei uns dreht sich alles um das Gelbe Trikot für Bradley Wiggins“, sagte der Brite vom Sky-Team, der seinem früheren Mannschafts-Kollegen Greipel vor zwei Jahren vorhielt, er sei ein „Fahrer, der nur Scheißrennen“ gewinnen könne. Zum Tour-Auftakt war von Cavendishs rauer Schale nicht viel zu merken: Zwischen den Mannschaftswagen schmuste er in Lüttich mit seinem Baby im Arm und schien auch ohne Siegestrubel ganz glücklich.

„Am besten schon Montag“, antwortete Kittel mit bereits strahlendem Siegerlächeln auf die Frage, wann er zum ersten Mal zuschlagen will. Seine leuchtend blauen Augen versprachen Zuversicht. Greipel, ähnlich kraftstrotzend wie Kittel, aber eher in sich gekehrt, kann auf den wahrscheinlich verlässlichsten Sprinterzug im Peloton vertrauen. Marcel Sieberg, Jurgen Roelandts und Greg Henderson sollen ihn in die beste Position fahren und so lange wie möglich Windschatten bieten. „Ich bin in einer Topverfassung, habe eine starke Mannschaft und will einen Etappensieg“, sagte Greipel .

Die alten Differenzen mit Cavendish seien überwunden und ohnehin übertrieben. „Wir respektieren uns, sagen Hallo und Tschüss. Das wurde doch von den Medien hochgepeitscht“, meinte der gebürtige Rostocker, der sich bei dem Tour-Debüt 2011 seinen ersten Etappensieg holte und Weltmeister Cavendish bezwang. Vor Kittel hat Greipel, der im olympischen Straßenrennen von London eine Medaille anpeilt, Hochachtung, gab aber zu bedenken: „Das ist Kittels erste Tour. Da wird die Nervosität schon eine Rolle spielen. Das wird anders als jedes andere Rennen.“

Er rechnet bei den zu erwartenden Massensprints nicht nur mit deutsch-englischen Duellen. Greipel zählt den italienischen Altmeister Alessandro Petacchi und die Australier Matthew Goss und Mark Renshaw, früher „Anfahrer“ für Cavendish, zum ersten Kreis der Anwärter.

Rolf Aldag, im Vorjahr noch Cavendishs Teamchef, macht seinen Landsleuten Mut für Montag. „Cavendish hat - schon im Hinblick auf sein großes Ziel London - abgenommen. Ihm passen ja die Hosen kaum noch. Das bedeutet auch Kraftverlust. Außerdem hat er traditionell in der ersten Sprintetappe der Tour nie besonders gut ausgesehen.“

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