Radsport Sprinter-Gipfel in Hamburg: Kooij gewinnt Cyclassics
Hamburg · Bei den Hamburger Cyclassics kommt es zum Kräftemessen der internationalen Sprint-Elite. Der Niederländer Olav Kooij hat die schnellsten Beine. Es kommt zu schweren Stürzen - und es gibt Kritik.
Der Niederländer Olav Kooij hat die von einigen Stürzen begleitete 27. Auflage der Cyclassics in Hamburg gewonnen. Dabei ließ er einige Tour-de-France-Stars hinter sich. Im Massensprint gewann der 22-Jährige nach 177,5 Kilometern vor dem Italiener Jonathan Milan und Biniam Girmay aus Eritrea, der bei der Frankreich-Rundfahrt das Grüne Trikot gewonnen hatte. Deutsche Fahrer konnten sich nicht unter den Top Ten platzieren.
Simon Geschke hakte auch die Cyclassics auf seiner Abschiedstour ab. Aber entspannt war das Rennen für den kurz vor dem Radruhestand stehenden 38-Jährigen nicht. „Es war ein sehr, sehr schweres Rennen. Von daher hatte ich nicht so viel Zeit gehabt zum Genießen“, sagte der einmalige Tour-de-France-Etappensieger der Deutschen Presse-Agentur.
Geschke-Kritik: Kurs „nicht für modernen Radsport gemacht“
Das Hamburger Radsportevent war sowohl bei den Amateur-Rennen als auch bei der Profi-Ausgabe von Stürzen gekennzeichnet. „Es ist immer ein sehr nervöses Rennen“, sagte Geschke weiter. „Der Kurs ist meiner Meinung auch nicht mehr so für den modernen Radsport gemacht mit dieser sehr schmalen Abfahrt vor dem Waseberg“, kritisierte er. Die Stürze kurz davor seien laut Geschke passiert, weil jeder wisse, dass man dort nach vorn fahren muss. „Ich würde den Kurs ändern“, sagte er.
Top-Sprinter Tim Merlier war 76 Kilometer vor dem Ziel in einen schweren Sturz mit rund 15 Fahrern verwickelt und musste aufgeben. Für die meisten betroffenen Profis ging das Rennen jedoch weiter. Auch Sprint-Altmeister Caleb Ewan aus Australien musste nach einem Sturz etwa 27 Kilometer vor Schluss verletzungsbedingt aufhören.
Unfall bei Amateuren verzögert Start der Profis
Stürze bestimmten auch eines der Amateur-Rennen vor dem Start der Profis. Dabei kam es zu mehreren Stürzen. Insgesamt waren laut Polizei während des Streckenverlaufs in Schleswig-Holstein eine niedrige zweistellige Anzahl an Radsportlern in nahegelegene Krankenhäuser gebracht worden. Ein schwer verletzter Teilnehmer wurde mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Das Profi-Rennen wurde deswegen eine Dreiviertelstunde später begonnen und um 21 Kilometer verkürzt.
Die Cyclassics sind gemeinsam mit Eschborn-Frankfurt im Mai das wichtigste Eintagesrennen in Deutschland. Traditionell setzen sich in der Hansestadt die Sprinter durch. In diesem Jahr war das Rennen mit besonders großen Namen geschmückt. Die in diesem Jahr jeweils dreimaligen Tour-de-France-Etappensieger Jasper Philipsen und Girmay gingen an den Start, aber auch die Top-Sprinter Milan und Arnaud De Lie.
Bis auf die Stürze verlief das Rennen erwartungsgemäß. Sechs Profis fuhren länger als Ausreißer vorn mit, wurden aber erwartungsgemäß wieder eingeholt. Lediglich bei der dreimaligen Überquerung des Wasebergs, einem Anstieg mit einer Steigung von acht Prozent auf knapp einem Kilometer im Hamburger Westen, wurde das Hauptfeld zum Rennende etwas auseinandergezogen.
© dpa-infocom, dpa:240908-930-226518/6