Giro-Sieger in der Kritik Froome, Nibali und Co. im Tour-Endspurt

Berlin (dpa) - Der große Favoritenkreis der am 7. Juli startenden Tour de France rüstet zum Endspurt: In den französischen Alpen, der Schweiz und auf den steilen Rampen des Teide auf Teneriffa.

Giro-Sieger in der Kritik: Froome, Nibali und Co. im Tour-Endspurt
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Auch der Giro-Triumphator Chris Froome ist im Höhentrainingslager auf den Kanaren trotz drohender Doping-Sperre wegen seiner erhöhten Werte des Asthmamittels Salbutamol unbeirrt im Tour-Modus. Dabei steht der umstrittene Brite weiter in der Kritik.

Sein wahrscheinlicher Tourstart - der Weltverband UCI scheint in der schwelenden Affäre weiterhin keine Entscheidung treffen zu können und verweist auf die komplexe Sachlage - sorgt auch beim Sunweb-Teammanager Iwan Spekenbrink für Bauchschmerzen. „Unabhängig vom Ergebnis der Untersuchungen der UCI ist der Fall nicht gut für unseren Sport“, sagte der Sunweb-Chef der Deutschen Presse-Agentur.

„Unser Team ist Mitglied in der MPCC, d.h., dass jeder Fahrer, der unter Untersuchung steht, nicht an Rennen teilnehmen darf. Das wäre eine Option, die in solch einer Situation umgehend für eine klare Linie sorgt“, meinte er weiter. Die MPCC, ein freiwilliger Zusammenschluss von Teams, die in ihren Anti-Doping-Richtlinien zum Teil weiter gehen als die WADA, hat von der UCI im Fall Froome mehr Transparenz gefordert.

Vor einer Diskussion über die Affäre um den Sky-Kapitän müsse laut Spekenbrink das Verhältnis zu anderen Sportarten betrachtet werden. „In anderen Sportarten spielen 'verletzte' Spieler in Finals teilweise mit Cortisol und werden im Nachhinein als Helden gefeiert. Im Radsport hätte das bereits als Doping gezählt — und zu Recht, da es leistungssteigernd ist. Das sind kleine Beispiele, die illustrieren, dass der Radsport Vorreiter im Kampf gegen Doping ist“, erklärte der Sunweb-Chef weiter.

Der mutmaßlich härteste Froome-Widersacher Vincenzo Nibali aus Italien, 2014 Toursieger, beteiligt sich vorerst nicht an der Diskussion. Er testet seine Form wie der Franzose Romain Bardet bei der Dauphiné-Rundfahrt. Auf den schweren Bergetappen der kommenden Tage wollen die beiden für Furore sorgen.

Der Kolumbianer Nairo Quintana, in Frankreich schon zweimal Kronprinz hinter dem viermaligen Sieger Froome, bestreitet die am kommenden Sonntag beginnende Tour de Suisse als Generalprobe. Vorher hatte er im Verborgenen in den heimischen Bergen trainiert. In der Schweiz bereiten sich auch der im Vorjahr so schwer gestürzte Australier Richie Porte, der dreimalige Weltmeister Peter Sagan und die deutschen Sprinter André Greipel und John Degenkolb auf den Ernstfall vor.

Der beim Giro nur von Froome bezwungene Tom Dumoulin hatte nach den höchst strapaziösen dreieinhalb Wochen in Israel und Italien mit einer Tour-Absage geliebäugelt. Jetzt steht die Wende bevor. Der „Telegraaf“ kündigte bereits am Montag die bevorstehende Teilnahme des 27-Jährigen an, das Sunweb-Team will die Entscheidung am Mittwoch bekanntgeben. „Toms Hauptziel war der Giro, den er sehr erfolgreich gemeistert hat. In diesem Kontext gesehen wäre die Tour also ein schönes Extra“, sagte Spekenbrink am Dienstag.

Die deutschen Aspiranten Simon Geschke aus Freiburg und Nikia Arndt (Buchholz) können mit der erneuten Nominierung rechnen. „Ihr gesamter Saisonaufbau lief darauf hinaus“, hieß es bei Sunweb. Der hoffnungsvolle Lennard Kämna (21), in dieser Saison durch Krankheiten oft zurückgeworfen, muss auf sein Tour-Debüt dagegen noch mindestens bis 2019 warten.

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