Doping im Team von Holczer und Zabel

Neuer Missbrauch im russischen Katjusha-Rennstall — unter deutscher Führung.

Berlin. Doping — das ist das Letzte, über das Hans-Michael Holczer oder Erik Zabel im Moment reden wollten. Aber die Realität hat den Generalmanager und den Sportlichen Leiter des Katjusha-Rennstalls mit dem Dopingfall Denis Galimsjanow eingeholt. Die allgemeine Problematik müsste dem Ex-Manager des Gerolsteiner Teams und dem ehemaligen Sprinter, der bis vergangene Saison bei HTC Highroad sehr erfolgreich als Berater für Mark Cavendish und Tony Martin arbeitete, bekannt vorkommen.

Dem hoffnungsvollen russischen Katjusha-Sprinter Galimsjanow wurde in einer positiven A-Probe im Anti-Doping-Labor Köln EPO nachgewiesen. Eine Zweijahressperre scheint nach einer positiven Trainingskontrolle vom 22. März aus Italien als obligatorische Strafe bevorzustehen. Gestern legte er wie ein Delinquent in einer Team-Mitteilung ein Geständnis ab. Quintessenz: Ich bin alleine schuld, das Team wusste nichts, ich erwarte die Strafe.

Die dürfte nicht so milde ausfallen wie im Fall Alexander Kolobnew, der nach der Einnahme eines bei der Tour de France 2011 beanstandeten Diuretikums nur mit einer geringen Geldstrafe belegt worden war. Inzwischen fährt er wieder für die Katjusha-Equipe, die 2009 mit Christian Pfannberger ihren letzten EPO-Fall zu beklagen hatte.

„Er macht damit die Arbeit zig anderer Leute kaputt“, hatte Holczer erklärt und seiner Verärgerung Luft gemacht. Ex-Sprinter Erik Zabel, der 2007 in einer „TV-Beichte“ über einen einwöchigen EPO-Selbstversuch 1996 berichtet hatte, wollte nichts sagen.

Holczer dürfte sich an alte, unrühmliche Tage erinnert fühlen, die an seinem Image als Anti-Doping-Aktivisten kratzten. Die spektakulären Dopingfälle Schumacher, Kohl und Rebellin waren 2008 der Grund dafür, dass Holczer keinen neuen Sponsor mehr fand und in den Schuldienst zurückkehrte — bis ihn der Lockruf aus Moskau erreichte.

Das Dreijahresangebot als Generalmanager hatte der 57-Jährige wohl schwer ablehnen können. Der Geschichts- und Mathelehrer aus dem schwäbischen Herrenberg verzichtete auf den Beamten-Status und schlug im September beim Energie-Unternehmen Itera ein neues Kapitel auf. „Das Team hat ein viel höheres Budget, als es Gerolsteiner hatte“, schwärmte er damals.

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