Causa Armstrong: Verfahren auf dem Weg - Ton rauer

Washington (dpa) - Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA steht vor einem offiziellen Verfahren gegen Lance Armstrong - und dieser scheut im Kampf um seinen Ruf auch vor persönlichen Diffamierungen nicht mehr zurück.

Ein dreiköpfiges Kontrollgremium empfahl der Agentur nach Sichtung der vorliegenden Beweise, die Anklage gegen den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger voranzutreiben. Dem 40-Jährigen, der alle Vorwürfe zurückweist, wird jahrelanges Doping und Handel mit illegalen Substanzen vorgeworfen.

Vor zwei Wochen hatte die USADA Armstrong sowie dessen ehemaligem Teamchef Johan Bruyneel und vier anderen Betreuern und Ärzten ein 15-seitiges Schreiben zugeschickt. Darin ist unter anderem von EPO-, Testosteron-, Kortison- und Blutdoping die Rede, das die Beschuldigten in den Teams US Postal, Discovery Channel, Astana und RadioShack über mehrere Jahre betrieben haben sollen.

„Alle Angeschriebenen haben das Recht auf eine öffentliche Verhandlung vor einem Schiedsgericht“, teilte die USADA mit. In einem Prozess würden dann Beweise vorgelegt und Zeugen vernommen. Sollte Armstrong wie erwartet gegen die Vorwürfe vorgehen, wird sich ein Schiedsgericht mit der Affäre befassen. Bei einer Verurteilung könnte der Texaner mindestens einen seiner Tour-Siege aberkannt bekommen.

Über sein bevorzugtes Kommunikationsmittel Twitter lancierte Armstrong indes eine heftige Attacke gegen ein Mitglied der dreiköpfigen Kontrollkommission, den Jura-Professor Clark Griffith. Gegen diesen läuft derzeit ein Verfahren wegen des Verdachts auf Exhibitionismus. „Wow. USADA sucht sich ja Leute aus“, twitterte Armstrong dazu.

Im Internet wurde er wegen seines Tweets bereits scharf kritisiert. Am Samstag meldete sich Armstrong erneut, diesmal etwas weniger auf Krawall gebürstet, aber immer noch energisch. „Ich lasse mich von der USADA-Posse nicht ablenken. Wir sind jetzt in 2012, ich werde Livestrong weiter voranbringen, meine fünf Kinder großziehen und fit bleiben!“ Livestrong ist eine von Armstrong ins Leben gerufene Initiative zu Unterstützung von krebskranken Menschen. Der Amerikaner war in den 90er Jahren an Hodenkrebs erkrankt.

Gegen seine Gegner ging Armstrong stets nicht zimperlich vor. Seinen ehemaligen Teamkollegen Floyd Landis etwa, der ihn bereits vor zwei Jahren des Dopings beschuldigte, hatte er mehrfach öffentlich als Lügner bezeichnet. Die USADA kann in einem Prozess nach eigenen Angaben zehn Zeugen aufbieten, darunter vermutlich neben Landis auch Armstrongs frühere Mannschaftskollegen Tyler Hamilton und Frankie Andreu sowie dessen Frau.

Armstrong ist seit Veröffentlichung der USADA-Vorwürfe vorläufig gesperrt. Er darf damit auch nicht bei Triathlon-Wettbewerben starten - seinem neuen Betätigungsfeld. Ex-Manager Bruyneel, die zweite Hauptperson in der Anklageschrift, verzichtet bei der diesjährigen Tour de France auf die Betreuung seines aktuellen Teams RadioShack-Nissan um die deutschen Starter Andreas Klöden und Jens Voigt.

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