Anti-Doping-Behörden geben UCI einen Korb

Berlin (dpa) - Der Radsport-Weltverband UCI hat bei der Aufklärung der Affäre Lance Armstrong von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und der US-Agentur USADA eine Abfuhr erhalten.

Die beiden Behörden übten heftige Kritik an der sogenannten „Unabhängigen Kommission“ der UCI, die die Rolle des Verbandes in der Causa aufarbeiten soll. Man habe „ernsthafte Bedenken“ bezüglich des Auftrags der Kommission, sagte WADA-Chef John Fahey. Außerdem gebe es Zweifel an der Unabhängigkeit des dreiköpfigen Gremiums, das von der UCI „ohne Rücksprache mit Anti-Doping-Behörden“ eingesetzt worden sei. Die WADA lehnte unter diesen Umständen eine Mitarbeit an der Kommission ab.

Die USADA, die Armstrong mit ihren Recherchen zu Fall gebracht hatte, monierte vor allem, dass möglichen Kronzeugen weder Anonymität noch Schutz vor Vergeltung durch die UCI gewährt werde. Entsprechende Vorschläge, die die Kommission offenbar akzeptiert hätte, seien vom Weltverband abgelehnt worden.

Dies „zieht natürlich das Engagement der UCI für eine umfassende und genaue Untersuchung in Zweifel“, betonte USADA-Chef Travis Tygart. Außerdem bestünde die „erhebliche Sorge, dass die UCI ihrer Unabhängigen Kommission die Augen verbindet und Handschellen anlegt, um ein gewünschtes Untersuchungsergebnis sicherzustellen“.

Die Kommission selbst forderte die UCI auf, sich nicht länger gegen die Vorschläge zu sträuben, und forderte wie bereits WADA, USADA und die Radsport-Bewegung Chance Cycling Now (CCN) einen „Wahrheits- und Versöhnungsprozess“. Nur dadurch könnten alle Beweise auf den Tisch, was im Interesse des Radsports sei.

Zugleich kündigte die Kommission, die Ende November 2012 eingesetzt worden war, ein öffentliches Treffen in naher Zukunft an, um derzeit offene Fragen mit der UCI zu erörtern. Dabei sollen dann auch Methoden und Auftrag der Kommission diskutiert werden. Außerdem dürften die zeitlichen Rahmenbedingungen überdacht werden.

Ursprünglich wollte die UCI bis Juni 2013 einen Bericht. Das hatte die WADA heftig kritisiert. Dieses Stichdatum „ist absolut nicht ausreichend und wird zur Folge haben, dass eine Möglichkeit vergeben wird, das Problem aufzuarbeiten“, sagte WADA-Präsident Fahey.

Der frühere UCI-Chef Hein Verbruggen hat derweil Vorwürfe gegen den Welt-Radsportverband UCI im Zusammenhang mit der Dopingaffäre Lance Armstrong scharf zurückgewiesen. „Es gab nie Korruption, Armstrong hat nie jemanden innerhalb der UCI bezahlt. Alle Bücher werden das beweisen“, sagte Verbruggen in einem bereits im Dezember geführten Interview in der neuesten Ausgabe der niederländischen Fachzeitschrift „De Muur“.

Alle Vorwürfe seien haltlos. „Ich stehe weit über diesem Geschwätz, auch wenn das alles sehr negativ für mich ist.“ Verbruggen, der von 1991 bis 2005 während der großen Triumphe Armstrongs Chef der UCI war, hatte sich im Dezember vor dem TV-Auftritt Armstrongs den Fragen der Zeitschrift gestellt.

Dem jetzigen UCI-Ehrenvorsitzenden war mehrfach vorgeworfen worden, Armstrong gedeckt zu haben und dafür bezahlt worden zu sein. „Armstrong ist nie, aber auch nie, positiv bei uns getestet worden“, betonte Verbruggen. Nach Bestätigung des aktuellen UCI-Chefs Pat McQuaid hatte Armstrong dem Verband 125 000 Dollar „gespendet“. Verbruggen sprach in dem Interview von „100 000 Dollar“. Das Geld sei „nicht in den Taschen von irgend jemandem“ verschwunden.

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