Angeklagte Teamchefs gehen auf Distanz zu Fuentes

Madrid (dpa) - Im spanischen Doping-Prozess um die „Operación Puerto“ sind zwei Radrennstall-Chefs auf Distanz zum mitangeklagten Arzt Eufemiano Fuentes gegangen.

Die früheren Direktoren der Teams Comunidad Valenciana und Liberty Seguros, Vicente Belda und Manolo Saiz, versicherten am vierten Prozesstag in Madrid, keiner ihrer damaligen Fahrer habe sich mit ihrem Wissen von Fuentes mit Dopingmitteln versorgen lassen. Sie hätten zudem überhaupt keine beruflichen Beziehungen zu dem 57-Jährigen unterhalten.

Kein einziger der mehr als 200 Blutbeutel, die 2006 in Labors von Fuentes sichergestellt wurden, gehöre einem seiner damaligen Profis, beteuerte Belda. Nach Bekanntwerden des Skandals habe sich das ganze Team von Comunidad Valenciana „den nationalen und internationalen Behörden für jede Analyse zur Verfügung gestellt“, fügte er an. Reagiert habe niemand. Zudem habe man damals freiwillig beim vom Weltverband UCI in Valencia akkreditierten Labor vor einem Notar DNA-Muster hinterlegt.

Wie zuvor Fuentes attackierte auch Belda den Ex-Profi Jesús Manzano, der 2004 als einer der ersten das Doping bei Comunidad Valencia (früher Kelme) angezeigt hatte. Manzano habe keine Disziplin gehabt, so Belda. Fuentes hatte den Fahrer zuvor vor Gericht des Kokainkonsums bezichtigt. Manzano soll am 15. Februar aussagen.

Saiz erklärte, drei seiner Fahrer (Roberto Heras, Marcos Serrano und Angel Vicioso) hätten ihn gebeten, sich von Fuentes behandeln zu lassen. Er habe eingelenkt. Heras wurde dann nach seinem Sieg bei der Spanien-Rundfahrt 2005 des EPO-Blutdopings überführt. Fuentes habe das Liberty-Team aber nicht betreut. „Ich war kein einziges Mal im selben Raum mit Fuentes und einem meiner Fahrer zusammen“, so Saiz.

Allein zwischen 2003 und 2006 soll Fuentes rund 200 Sportler betreut haben, und zwar nicht nur Radprofis, sondern auch Fußballer, Tennisspieler, Boxer und Leichtathleten. Seine Tätigkeit war im Vorfeld der Tour de France 2006 aufgeflogen. Bei der „Operación Puerto“ beschlagnahmte die spanische Polizei im Mai 2006 Blutbeutel und weitere Dopingmittel. Fuentes und weitere Personen wurden verhaftet. Den Vorwurf der Anklage, die Gesundheit seiner Patienten gefährdet zu haben, bestreitet der Mediziner. Er habe Bluttransfusionen bei Hochleistungssportlern vorgenommen, weil deren Blut bei Wettkämpfen einen gefährlich niedrigen Hämatokritwert aufgewiesen habe.

Neben Fuentes, dessen Schwester Yolanda sowie Belsa und Saiz ist auch der Ex-Teammanager Ignacio Labarta angeklagt. Für alle forderte die Staatsanwaltschaft je zwei Jahre Haft und ein zweijähriges Berufsverbot. Der Urteilsspruch wird nicht vor April erwartet.

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