Ironman Patricks Langes "Bikefitter" Daniel Schade im Interview

Münster · Am Wochenende findet auf Hawaii die Ironman-WM statt. Partick Lange gewann 2017und will seinen Titel auch in diesem Jahr verteidigen.

Patrick Lange

Patrick Lange

Foto: dpa/Thierry Deketelaere

Am Wochenende findet auf Hawaii die Ironman-WM statt. 2017 schrieb der Darmstädter Patrick Lange Geschichte, er gewann den legendären Triathlon über 3,86 km Schwimmen, 180 km Rad und 42,195 km Laufen für sich. Lange verfügt über ein elfköpfiges Team, angeführt von Trainer und Ex-Ironman-Weltmeister Faris al-Sultan und Manager Jan Sibbersen, der lange auf Hawaii die Bestzeit im Schwimmen hielt. Zur Crew um Lange gehört auch ­Daniel Schade, der 39 Jahre alte Münsteraner ist mit dem Unternehmen gebioMized für Sitzposition und Aero­dynamik zuständig, auch „Bikefitting“ genannt. Mit Schade sprach unser Redaktionsmitglied Alexander Heflik vor dem Triathlon-Spektakel im Pazifik.

Würde Patrick Lange auch ohne Ihre Hilfe Weltmeister werden können?

Daniel Schade: Wir arbeiten seit Ende 2016 zusammen. Nach dem Sieg im vergangenen Jahr auf Hawaii hat Patrick gesagt, dass er ohne optimierte Biomechanik nicht gewonnen hätte. Wir sind zwei große Schritte vorangekommen, seine Sattelposition ist stabiler geworden und durch die bessere Aerodynamik kann er bei weniger Kraftaufwand die gleiche Leistung erzielen.

Was verändert man bei einem Profi wie Lange?

Schade: Wie haben zwei Mal die Länge seiner Tretkurbel verändert, den Sattel angepasst. Dazu haben wir Tests mit ihm in unseren Labors in Münster und Köln gemacht.</span> Zudem wurden aerodynamische Verbesserungen bei der Arbeit im Velodrom von Büttgen erzielt.

Bei Ihrer Arbeit geht es um Aerodynamik, Kraftübertragung und Sitzkomfort. Was ist am wichtigsten für einen Athleten?

Schade: Alle drei Seiten sind wichtig. Bei einem ­Hobbyfahrer ist es vor allem der Sitzkomfort entscheidend. Auf dem höchsten Niveau bei den Profis muss man die Grenzen der Balance finden, inwieweit ein Fahrer aggressiv fahren kann oder eher Komfort im Sattel benötigt, damit er im Anschluss noch effektiv laufen kann.

Ist Lange ausgereizt in der Teildisziplin Radfahren?

Schade: Wir würden nicht aufhören wollen, das weiter mit ihm zu entwickeln. Patrick ist athletischer geworden, kann aggressiver fahren. Wir haben jetzt schon Ideen für die nächste Saison.

Sie betreuen den Weltmeister, aber Sie richten den Sattel und die Sitzposition auch für Jan Frodeno aus. Geht das?

Schade: Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir einige Triathleten und Rad-Teams betreuen. Auch Patrick Nilsson, Bart Aernouts und Maurioce Clavel gehören dazu, die auf Hawaii starten. Es gibt aber natürlich keinen Wissenstransfer zwischen den einzelnen Athleten.

Sie sind also auch ein ­Geheimniskrämer?

Schade: Ja, notgedrungen. Würde Frodeno zum Beispiel Watt-Werte von Lange kennen, könnte er möglicherweise wissen, wann er im Rennen attackieren müsste. Bei der Ironman-EM in Frankfurt haben wir mit dem kompletten Podium zusammengearbeitet (Jan Frodeno wurde Erster, Patrick Nilsson Zweiter und Patrick Lange Dritter, d. Red.). Da bleibt das Know-how aber natürlich innerhalb der einzelnen Teams.

Frodeno stieg im Vorjahr beim Ironman auf Hawaii mit Rückenbeschwerden vom Rad und beendete das Rennen als Titelverteidiger unter ferner liefen. Haben Sie Fehler bei sich gesucht?

Schade: Ganz ehrlich? Ich bin an dem Tag danach durch Münster getigert und habe überlegt, wo wir überdreht haben bei ihm. Aber einen Tag nach dem Rennen kam die Entwarnung von Jan – ein Transponder im Radtrikot hatte auf einen Nerv gedrückt.

Frodeno fehlt auf Hawaii – wer gewinnt denn nun?

Schade: Das Rennen ist nach dem Ausfall von Jan total offen. Sebastian Kienle wird einen guten Tag haben, Patrick Lange ist konkurrenzfähig. Mein „Dark Horse“ ist Patrick Nilsson. Aber das Radfahren auf Hawaii werde ich mir anschauen, einen leeren Block haben und den mit ganz vielen Eindrücken vollschreiben.

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