Olympia: Mannschaftssport vor tiefgreifender Reform

In London müssen die Hockeyspieler die Medaillen holen. Aber was wird aus Fußball, Handball, Basketball und Wasserball?

Düsseldorf. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) versucht, ganz gelassen zu bleiben. Obwohl die Krise der olympischen Mannschaftssportarten in Deutschland offensichtlich ist.

Thomas Bach kündigte immerhin eine „tiefgreifende Analyse nach den Olympischen Spielen in London“ an. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläuterte Bach: „Klar ist, dass die einzelnen Sportarten kaum mit einander vergleichbar sind“, sagte Bach.

„Man kann eine Mannschaft, die ein entscheidendes Spiel vergeigt, nicht mit strukturellen Problemen in den anderen vergleichen.“

Dass die Wasserballer bei Olympia nicht dabei sind, ist für die deutsche Traditionsportart bedauerlich, spiegelt aber nicht die Schwierigkeiten, die der Handball in Deutschland hat. Sowohl Männer als auch Frauen sind in London nicht dabei, und das lässt Deutschlands obersten Sportführer nicht unbeeindruckt.

„Da sind vor allem die Ligen in den professionellen Sportarten gefordert“, meinte Bach mit Blick auf die Deutsche Handball-Liga (DHL) und die Deutsche Basketball-Liga (BBL). Sie müssten einsehen, „dass der Erfolg einer Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen Einfluss auf die Liga“ habe.

Die Ursachen des Scheiterns von Ballsportarten seien nicht gleich. „Handball hat ein strukturelles Problem“, das mit der Liga zusammenhänge, sagte Bach in Düsseldorf. Auch der ehemalige Handball-Bundestrainer Heiner Brand weist seit Jahren daraufhin, dass die Nationalmannschaft zwar das Aushängeschild der Sportart ist, die Liga aber nicht ausreichend mit dem Deutschen Handball-Bund (DHB) kooperiert.

Zu wenig Spielzeiten für den ambitionierten Nachwuchs bei gleichzeitig hohen finanziellen Investitionen in teure Star aus dem Ausland. Brand: „Klar, dass sich das auch auf den Leistungsstand der Nationalmannschaft negativ auswirkt.“ Der Ausweg aus diesem Dilemma sind veränderte Quotierungen und garantierte Spielzeiten für den deutschen Nachwuchs.

Das Olympia-Aus im Frauenfußball sei sportlich begründet. „Sie haben am Ende ein Spiel nicht gewonnen“, sagte Bach mit Blick auf das 0:1 der deutschen Mannschaft im Viertelfinale der Weltmeisterschaft gegen Japan.

In London kann der deutsche Sport auf die beiden Teams im Hockey zurückgreifen, im Volleyball besteht noch eine Chance auf die Qualifikation. Bach: „Wir müssen die Profiligen umgestalten, aus meiner Sicht liegt dort der Schlüssel.“

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