Neues Zeitalter beim HSV: Hoffmann gedeckelt

Hamburg (dpa) - Die Mitglieder des Hamburger SV haben der Führung des Fußball-Bundesligisten eine schallende Ohrfeige verpasst und fordern einen Richtungswechsel. Weg vom Chef-dominierten Traditionsclub, hin zum transparenten Verein, in dem die Mitglieder die Marschroute vorgeben.

Das Aufbegehren der Fans hat seine Ursache im sportlichen Mittelmaß der Mannschaft, in Transfer-Flops der Vergangenheit, in einer peinlichen Sportchefsuche und in dem per Nacht- und Nebelaktion durchgepeitschten Einstieg eines Privat-Investors, der sich Transferrechte an Nationalspielern sicherte.

Da die Mitglieder nicht direkt auf den Vorstand Einfluss nehmen können, sondern nur via Aufsichtsrat, haben sie bei der Jahreshauptversammlung umformiert. Vier der zwölf Posten standen zur Wahl, vier Mitglieder sind neu. Allesamt gelten als Kritiker des Vereinsvorsitzenden Bernd Hoffmann: Spiegel-Journalist Manfred Ertel, Ex-Präsident Jürgen Hunke - beide gewählt mit absoluter Mehrheit! -, Volkswirt Hans-Ulrich Klüver und Schauspieler Marek Erhardt. Drei der vier bisherigen Kontrolleure hatten sich erneut zur Wahl gestellt - und fielen durch. Hätten alle zwölf antreten müssen, wäre das Votum der 2565 Mitglieder wohl noch deutlicher ausgefallen.

„Herr Hoffmann muss sich ändern. Er muss seine Rolle hinterfragen“, sagte Hunke, der dem Kontrollgremium schon einmal angehört hatte. Die Mitglieder erwarten den Aufsichtsrat als Opposition zum Vorstand und nicht, wie sie bislang beklagten, als Abnick-Institution für Hoffmanns Vorstöße. Ertel sprach von einer „Liste des Versagens und der Peinlichkeiten“, vom „Einstieg in den Ausverkauf“ des HSV durch den Transferrechte-Verkauf an Investor Klaus-Michael Kühne. Dem soll der Riegel vorgeschoben werden.

Hoffmann hat das Wahlergebnis schwer getroffen. Schließlich entscheidet der Aufsichtsrat im Frühjahr, ob er und Stellvertreterin Katja Kraus über den 31. Dezember 2011 hinaus dem HSV vorstehen dürfen. Dennoch gab er sich kämpferisch. „Dieser HSV fliegt nicht in die Luft“, rief er. „Sie alle werden sich wundern, welche Kraft in unterschiedlichen Meinungen existieren kann.“ Hoffmann räumte selbstkritisch Fehlentscheidungen ein, versprach, 2011 „einen besseren Job“ zu machen und gestand: „Ich bin kein Sportchef.“

Ob auf diesem Posten der nach einjähriger erfolgloser Suche ins eiskalte Wasser geworfene Sportchef-Novize Bastian Reinhardt allein verbleiben darf, ist unklar. „Ich kann Fußball-Management. Wir brauchen daneben eine absolute Kompetenz in Sachen Sport“, sagte Hoffmann. Was das konkret heißt, ließ er offen.

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