Nationalelf: Klopps Liebling ist auch für Löw gut genug

Der Bundestrainer nominiert den Dortmunder Kevin Großkreutz für das EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei.

Düsseldorf. Jürgen Klopp ist stets verzweifelt bemüht um Zurückhaltung, aber zumeist mag das dem Trainer von Borussia Dortmund nicht gelingen. Dann gerät er doch ins Schwärmen, seine junge Mannschaft liefert ihm in diesen Tagen Vorlage um Vorlage, Dortmund ist Tabellenzweiter der Fußball-Bundesliga.

Als unlängst Kevin Großkreutz sein erstes Saisontor im Heimspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern erzielte, da hatte Klopp auch für Großkreutz ein ganz besonderes Kompliment übrig. "Da hat einer getroffen, dem ich es gönne. Es war lange überfällig", sagte Klopp.

Er hatte damit nicht die endlich abgelegte Harmlosigkeit des 22-Jährigen gemeint. Sondern sah das stete Bemühen, die läuferischen Glanzleistungen und eine herausragende kämpferische Einstellung des jungen Mannes aus Dortmund belohnt. Beim 3:1-Sieg beim FC St. Pauli legte Großkreutz wenige Tage später gleich zwei Treffer nach. Am Freitag nominierte ihn Bundestrainer Joachim Löw für das EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei in Berlin am Freitag.

Großkreutz ist in Dortmund geboren, einer aus dem Pott, jung, unverbraucht, geil auf Fußball. Mit seiner Art Fußball zu spielen, hat er sich in Klopps Herz vorgearbeitet. Der Trainer mag Spieler, die auf dem Platz um ihr Leben rennen. Immer mit Blick für das System. Stürmende Individualisten wie Alexander Frei, Mladen Petric oder Nelson Valdez hat Klopp fortgeschickt, ein Teamspieler wie Großkreutz ist seit der vergangenen Saison, in der sich das junge, dynamische Dortmunder Team eine Form gegeben hat, gesetzt.

Dass er bereit ist, Opfer zu bringen, hat der Mann mit der Nummer 19 an anderer Stelle bewiesen: Seinen unansehnlichen Irokesen-Schnitt redete ihm der Werte-Trainer Klopp aus, seither trägt Großkreutz das Haar kurz aber voll und konservativ. Auffallen will er nur noch durch Leistung. Spieler wie sich hätte der einstige Südtribünen-Fan des BVB, dessen Kumpel ihm nun zujubeln, früher gemocht. Vielleicht ist das Anspruch wie Antrieb zugleich.

Dass Löw dem von RW Ahlen nach Dortmund gekommenen Großkreutz bereits zum Debüt im Nationalteam verholfen hat, mag mancher vergessen haben. Wer aber dabei war, als Deutschland kurz vor der WM gegen Malta testete (3:0), wird eben jenen Großkreutz nicht vergessen haben. Er betrat den Rasen und jagte über den Platz, fiel auf, bereitete einen Treffer vor. Und ging wieder. Die WM fand ohne ihn statt.

Jetzt ist er wieder da. Während die anderen neu geschaffenen Jungstars der Liga in der U21 spielen sollen, ist Großkreutz mit 22 Jahren dafür zu alt. "Deshalb erhält er aufgrund seiner guten Leistungen die Chance, in unserem Kreis dabei zu sein, um sich anzubieten", sagt Löw. Großkreutz wird das aufsaugen. Aber erst will er am Sonntag noch die Bayern schlagen (17.30 Uhr). Vor den Augen seiner Freunde. Schöner siegt es sich nur gegen Schalke 04.

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