Nach Ultimatum: Olympia-Streit weiter verschärft

München (dpa) - Der Grundstücksstreit für das Großprojekt Olympia 2018 in München hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach dem Ablauf eines Ultimatums zum Rückzug der Bewerbung haben sich 59 Grundstücksbesitzer aus Garmisch-Partenkirchen direkt an das IOC gewandt.

In dem Brandbrief an IOC-Präsident Jacques Rogge teilt Anwalt Ludwig Seitz mit, dass seine Mandanten ihren Grundbesitz für die Winterspiele nicht zur Verfügung stellen werden. „Die Entscheidung der Grundeigentümer ist unumstößlich“, heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Ein Teil der verweigerten Flächen liege „im Kernbereich der drei Sportstätten“, der Kandaharpiste, dem Hausberg und dem Skistadion am Gudiberg. Ohne diese Grundstücke seien die vorgesehenen Sportstätten „nicht funktionsfähig“, schreibt Seitz. Das Internationale Olympische Komitee werde bei einer „Prüfung der Bewerbungsunterlagen“ auch zu dieser Überzeugung kommen, schlussfolgert der Anwalt der Kanzlei Labbé & Partner in München.

Die Olympiabewerber reagierten gelassen. Das Schreiben enthalte aus seiner Sicht keine Neuigkeiten, erklärte der Geschäftsführer der Bewerbergesellschaft, Bernhard Schwank. „Wir möchten nochmals betonen, dass es sich nicht um 59 Grundstückseigentümer handelt, sondern eine Hand voll, die für unsere Planungen eine Rolle spielen“, sagte. Man setze weiterhin auf Gespräche mit den Grundstückseigentümern. Sollten diese erfolglos bleiben, haben man wettbewerbsfähige Alternativen.

Die Münchner Olympiamacher hatten ihre Bewerbung bis zum Ablauf des Ultimatums am Mittwoch um Mitternacht erwartungsgemäß nicht zurückgezogen. „Die olympische Bewerbung wird abgegeben“, hatte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) schon unmittelbar nach der Forderung der Bauern erklärt. Die offizielle Bewerbung, das Bid Book, muss bis zum 11. Januar 2011 beim IOC in Lausanne abgegeben werden.

Anfang März wird eine Evaluierungskommission des IOC unter Leitung der Schwedin Gunilla Lindberg die deutsche Bewerbung vor Ort unter die Lupe nehmen und auch nach Garmisch-Partenkirchen reisen.

Seehofer versicherte in den vergangenen Tagen weiterhin die Gesprächsbereitschaft der Staatsregierung, die unverändert „einvernehmliche Lösungen mit den Betroffenen“ anstrebe. Der bayerische Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU), der die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern führt, hatte versichert, dass notfalls auch „entsprechende Ersatzlösungen bereitstehen“.

In seinem Schreiben an IOC-Chef Rogge verweist dagegen Anwalt Seitz auf eine Versammlung im Gasthof „Zum Lamm“ in Garmisch am 26. November. Dort habe Schneider gegenüber rund 50 anwesenden Grundeigentümern auf „die Unverzichtbarkeit“ von Grundstücken hingewiesen. Die Gestattungsverträge seien „zwingend“ erforderlich. Nach Überzeugung seiner Mandanten sei auch „jeder denkbare Plan B nicht realisierbar“, schreibt Seitz. 100 weitere Grundeigentümer hätten sich mit seinen 59 Mandanten inzwischen solidarisiert.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, glaubt nach wie vor, dass sich der Streit „klären“ lassen werde. „Wir lassen uns das nicht von Einzelnen kaputtmachen“, sagte Bach am vergangenen Sonntag bei der Kür der deutschen Sportler des Jahres in Baden-Baden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat erst in der vergangenen Woche die erforderlichen 47 staatlichen Garantien für die Bewerbung unterzeichnet.

Am Schauplatz Garmisch-Partenkirchen soll 2018 unter anderem auf Schanzen und Skipisten um Medaillen gekämpft werden. Zudem soll dort ein Olympisches Dorf für 2500 Personen entstehen. Das IOC entscheidet am 6. Juli 2011 im südafrikanischen Durban über den Winterspielort 2018. Neben München bewerben sich Annecy in Frankreich und das schon zweimal mit einer Bewerbung gescheiterte Pyeongchang aus Südkorea.

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