Vettel rechnet mit Silber im Flutlicht von Singapur

Singapur (dpa) - Sein satter Punktevorsprung in der WM überrascht selbst Sebastian Vettel noch immer. „Ich wusste nicht, dass es 53 sind...“, behauptete der dreifache Formel-1-Weltmeister in Singapur und hob verwundert die Augenbrauen.

Von einem Gefühl der vermeintlichen Sicherheit will der WM-Spitzenreiter vor dem spektakulären Nachtrennen am Sonntag partout nichts wissen. Auch die zuletzt etwas schwächelnden Silberpfeile hat der Hesse wieder mit auf der Rechnung, wenn er an diesem Sonntag seinen dritten Sieg nacheinander in dem asiatischen Stadtstaat ansteuern will. „Hier werden sie ziemlich stark sein, zumal Lewis und Nico auf Stadtkursen sehr gut sind“, betonte Vettel.

Und es kann ihm eigentlich sogar ganz recht sein - solange ihm Hamilton und Rosberg im Mercedes nicht den siebten Saisonsieg streitig machen. Denn jeder, der sich vor Vettel und seinen wohl einzig noch ernsthaften Verfolger Fernando Alonso schiebt, hilft dem Hessen zwangsläufig auf dem Weg zum historischen vierten WM-Titel in Serie. Auch wenn Vettel mit Blick auf sämtliche Rechenspiele darauf hinwies: „Du kannst eine Million Theorien aufstellen und am Ende kommt es wahrscheinlich wieder anders.“

Erst recht in Singapur, wo die sich Fangzäune unmittelbar neben der Fahrbahn auftürmen und jeder Fehler bestraft wird. Trotz aller Bremsversuche startet Vettel in das Wochenende aber als Topfavorit, zumal er sich mit Siegen in den vergangenen Rennen in Spa-Francorchamps und Monza richtig in Schwung gebracht hat.

Die Schwächephase in diesen beiden Grand Prix will Mercedes beenden. Und die Strecke dürfte den Silberpfeilen entgegenkommen. Gefahren wird auf dem nachts hell erleuchteten Stadtkurs mit viel Abtrieb. Zuletzt gewann Hamilton vor der Sommerpause in Ungarn mit der entsprechenden Abstimmung. „Daher bin ich zuversichtlich, dass wir sehr schnell sein werden“, meinte Rosberg.

Dass der Wiesbadener auf engen Stadtkursen bestens siegen kann, bewies er ebenso wie Hamilton schon. Rosberg gewann in diesem Jahr in Monaco, Hamilton war im McLaren 2008 im Fürstentum und 2009 in Singapur vorn.

„Wir sollten ziemlich gut sein“, rechnet sich auch Hamilton Chancen aus. Denn selbst wenn er den WM-Kampf als Dritter mit 81 Punkten Rückstand bereits aufgegeben hat gegen den übermächtig erscheinenden Vettel im Red Bull, zählen Siege und Punkte im Kampf um die Teamwertung. Dort will sich Mercedes nämlich den zweiten Platz von Ferrari zurückerobern.

Drei Punkte mehr hat die Scuderia (248) vor dem 13. von 19 WM-Rennen am Sonntag auf dem Konto. Im roten Lager drehte sich am Donnerstag aber zumindest öffentlich alles ums nächste Jahr mit der Rückkehr von Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen (WM-Vierter, 88 Punkte Rückstand im Lotus).

Starpilot Alonso bekam bei der englischsprachigen Presserunde ungewöhnlicherweise Teamchef Stefano Domenicali und Noch-Mitstreiter Felipe Massa zur Seite gestellt. Und der Brasilianer, der nach acht Jahren mit gerade mal elf Siegen keinen neuen Vertrag mehr bekommt, meinte: „Ich helfe Fernando nicht, ich helfe Ferrari nicht.“ Allerdings unterlegte der stets treue Adjutant dies mit einem entsprechend zu deutenden scherzhaften Grinsen.

All zu bange braucht Vettel, der sich bislang mit den Mercedes-Piloten Hamilton (5) und Rosberg (3) die 12 Pole Positions teilte, also auch für das „Marathon“-Rennen über 61 Runden auf dem 5,073 Kilometer langen Kurs nicht zu sein. Und die Tatsache, dass sich bei einem weiteren Sieg die Formel Langeweile breitmacht, interessiert ihn genauso wenig wie der aktuelle Punktestand. „Sicher gibt es Leute, die es langweilig finden, dass Red Bull immer gewinnt - wir finden das aber nicht“, sagte Vettel in der Abenddämmerung von Singapur und zog verschmitzt die Mundwinkel nach oben.

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