Trotz Kubica-Know-How: Silberpfeil braucht Hitzeschild

Berlin (dpa) - Wenn es zu heiß ist, wird's brenzlig für den neuen Silberpfeil. Mercedes setzt im WM-Kampf der Formel 1 daher auch auf das mildere Klima in Europa.

„Wir haben eine Menge Informationen von den ersten vier Rennen. Wir wissen daher, dass es für uns gut ist, ins kühlere Europa zu kommen“, sagte Lewis Hamilton. Er und sein deutscher Stallrivale Nico Rosberg bekommen zudem Hilfe durch einen ehemaligen WM-Widersacher: Robert Kubica entlastet das britisch-deutsche Duo zwei Jahre nach seinem fürchterlichen Rallye-Unfall bei den wichtigen Tests im Rennsimulator.

Seine ersten Einsätze hat der Pole, der über die Erfahrung von 76 Formel-1-Rennen verfügt, nach Informationen der „Bild“-Zeitung und der Nachrichtenagentur dpa bereits absolviert. Und jeder Rat wird bei Mercedes willkommen sein, wie der chrom-matte Bolide auch unter brütend heißer Sonne so richtig zum Glänzen kommt. „Höchste Priorität hat für uns nun, besser mit hohen Temperaturen umzugehen“, sagte Teamchef Ross Brawn. In Bahrain hatte Rosberg den Wagen in der Qualifikation von Bahrain zwar auf den ersten Platz gestellt, war im Rennen aber bis auf Rang neun durchgereicht worden.

Für Mercedes war es phasenweise einfach zu heiß in der Wüste von Sakhir. „Die Reifen sind für alle Teams gleich und wir sind unter diesen Bedingungen noch nicht so gut wie unsere Konkurrenten“, sagte Brawn und meinte Red Bull, Ferrari und Lotus - die Titelkandidaten und Siegerrennställe der bisherigen Saison. Dennoch zeigte der neue Mercedes mit zwei Poles - Hamilton holte die erste in China - und zwei dritten Plätzen durch den Briten schon seine Qualitäten. En passant überbot der Weltmeister von 2008 in nur vier Rennen die Punktebilanz seines Vorgängers Michael Schumacher (49) aus dem gesamten Vorjahr. „Ich könnte nicht glücklicher sein“, kommentierte Hamilton bei „autosport.com“ seinen Saisonstart.

Denn die argen Zicken des Vorgängermodells sind weitgehend Vergangenheit. Zu eng war das Arbeitsfenster, in dem der Vorjahreswagen funktionierte. Als in China einmal alles passte, fuhr Rosberg damals von der Pole aus den ersten und bislang auch einzigen Sieg für die Silberpfeile seit der Rückkehr als Werksteam 2010 ein. In Monaco fuhr Rosberg dann noch auf den zweiten Platz, Schumacher holte in Valencia als Dritter seinen einzigen Podestrang.

Das Problem ist nun, dass der Mercedes auf einer schnelle Runde bisweilen sogar eine Klasse für sich ist und auch im Rennen mitunter Topzeiten hinlegt. In manchen Temperaturbereichen baut die Kombination aus Reifen und Wagen aber noch zu stark ab, um auch nach über 300 Kilometern Erster zu sein. Je heißer, umso eher. Fünf Grad Differenz können da schon den Unterschied ausmachen, wie in Bahrain, als der Asphalt zu Beginn 44 Grad heiß war, in der zweiten Rennhälfte 39 - so viel wie bei Hamiltons drittem Platz in Malaysia.

Fahrer und Ingenieure saßen bereits lange zusammen, um das Rätsel bis zum nächsten Rennen zu lösen. Auf dem Circuit de Catalunya dürfte es sicherlich nicht so heiß werden wie in dem arabischen Inselstaat. „Es ist gut, das in Sachen Hitze eines der schwersten Rennen hinter uns liegt“, meinte Hamilton. „Wenn wir an die kühleren Orte kommen, sind wir vielleicht näher dran“, sagte der WM-Dritte (50 Punkte) mit Blick auf Red Bull mit WM-Spitzenreiter und Bahrain-Gewinner Sebastian Vettel (77).

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