Sebastian Vettel - der Ferrari unter den Rennfahrern

Sebastian Vettel sagt in Mönchengladbach, dass er noch vor 2018 Weltmeister sein will. Und jetzt erstmal zweite Kraft hinter Mercedes.

Sebastian Vettel - der Ferrari unter den Rennfahrern
Foto: dpa

Mönchengladbach. Die Studenten der Mönchengladbacher Hochschule wollten dann am Ende doch etwas zu viel von Sebastian Vettel. Ob er sich denn zukünftig irgendwie einbringen könne bei ihnen und ihrem Projekt „Formula Student", einem internationalen Konstruktionswettbewerb, bei dem die Studenten einen eigenen Rennwagen produzieren? Nicht mit Geld, gewiss, aber vielleicht mal mit Anwesenheit?

Nein, antwortet Vettel - unter dem Strich. Er sagt es ein bisschen netter. Aber letztlich müssten die Studenten auf seine „Anwesenheit verzichten". Er sei relativ durchgetaktet, sagt der Heppenheimer Formel-1-Pilot, der wie zur Warnung im roten Dress seines neuen Arbeitgebers Ferrari leuchtet.

Und wer das nun eher für eine Ausrede hielt als den realistischen Blick eines gehetzten Superstars, der musste Vettel nur mal ein Stück bei diesem Sponsorentermin in der Verwaltungszentrale der Santander-Bank in Mönchengladbach begleiten: Pressekonferenz, kurze TV-Interviews im Minuten-Takt, Vettel mit Studenten, Vettel mit Fans und Autogrammen, Fototermin in der Filiale um die Ecke, dann wieder weg.

Immer begleitet von Bodyguards in roten Ferrari-Jacken, immer der Kleinste, aber dann eben doch der Größte: Mit dem 27-Jährigen Hessen verbindet der Traditions-Rennstall aus dem italienischen Maranello alle Hoffnungen, mittelfristig wieder zur einzig akzeptablen Größe zu reifen: eben Weltmeister zu sein,

Zwei Grand-Prix-Siege in der in gut einer Woche in Melbourne startenden Saison sollten es erst einmal sein, Weltmeister bis 2018 muss es sein, so die Vorgaben von Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene an den Deutschen. Vettel weiß das, die Erwartungshaltung ficht ihn nicht an. „Die größte Erwartung habe ich an mich selbst. Und die lautet, schon vor 2018 Weltmeister mit Ferrari zu sein", sagt er. Es war der offensivste Satz des Tages.

Die Gegenwart sieht anders aus: Nach der souveränen jüngsten Saison und den frischen Testeindrücken sind die Silberpfeile von Mercedes wieder Topfavorit. „Das Feld dahinter ist ziemlich ausgeglichen, aber wir wollen uns schnell als zweite Kraft etablieren", sagt Vettel. Darunter macht er es nicht mehr, weniger würde die Scuderia, die sich nicht nur mit Vettel neu aufgestellt hat, auch ziemlich schnell in eine ziemlich tiefe Krise stürzen.

Team und Fahrer sind hungrig: Ferrari fuhr mit Vettels Vorgänger Fernando Alonso im Mai 2013 seinen letzten Grand-Prix-Erfolg ein, Vettel wartet seit November 2013, als er seinen 39. Grand-Prix-Erfolg im Red Bull feierte, auf seinen nächsten Sieg. Derzeit sieht man Vettel oft mit einer Kladde herumlaufen, er müsse sich vieles aufschreiben, sagt er, „weil ich mir nicht alles merken kann".

Er lerne gerade italienisch, und auch sein neuer, feuerroter Rennwagen, bekomme einen italienischen Namen. Nächste Woche, Ferrari wird das adäquat vermarkten. Vorher hießen Vettels Boliden mal „Randy Mandy" oder „Hungry Heidi", zuletzt „Suzie". Aber gerade „Suzie" war reichlich zickig, das Verhältnis des Red-Bull-Ziehkindes zum einstigen Weltmeister-Rennstall darüber auch ziemlich schnell erkaltet. Vettel war nur noch genervt und hatte sein Lachen verloren.

Jetzt ist alles anders, ein neuer Anfang. In Mönchengladbach lächelte Vettel, dessen neuer Teamkollege Kimi Räikkönen ihm immer „mit Respekt begegnet aber ansonsten nicht viel spricht", unentwegt. Und als er sich hineinsetzte in diesen kleinen Rennwagen, den die Studenten gebaut hatten, da fühlte er sich „fast wie in meinem Wagen". Spartanisch innen, „jeder Komfort ist nur unnötiges Gewicht", riet Vettel.

Mehr Knöpfe habe sein Steuer in seinem Ferrari, dabei hätte er es eigentlich lieber auch hier puristisch. Aber: "Irgendwo muss es ja auch noch einen Unterschied geben." Er wird ihn spüren. Der Druck in Maranello ist höher als an der Hochschule in Mönchengladbach.

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