Positives Fazit: Vettel und Mercedes auf Touren

Jerez de la Frontera (dpa) - Sebastian Vettel ist auch zum Abschluss der ersten Testfahrten nicht auf seinen Stammplatz mit der 1 zurückgekehrt. Sorgen muss sich der dreimalige Formel-1-Weltmeister aber ganz und gar nicht machen.

„Es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Vettel über den neuen Red Bull RB9: „Ich bin sehr glücklich.“ Vettel fuhr auf dem Circuito de Jerez in 1:18,565 Minuten wie am Vortag die drittbeste Zeit - allerdings auf den härteren und damit klar langsameren Reifen. Kumpel Kimi Räikkönen, der im Lotus die Tagesbestzeit aufstellte, und Force-India-Kandidat Jules Bianchi rasten beide auf den schnelleren weichen Reifen zu ihren Top-Zeiten. „Das war für das ganz Team recht erfolgreich. Es gab keine Probleme mit der Zuverlässigkeit“, bilanzierte Vettel.

Das galt nach einem Stotterstart aber genauso für den neuen Mercedes - wie schon am Vortag Kollege Nico Rosberg (148) drehte auch Lewis Hamilton mit die meisten Runden (145) auf dem 4,428 Kilometer langen Kurs. „Wir starten nicht gerade von einer schlechten Position“, sagte der sechstplatzierte Hamilton, nachdem der Brite und sein Wiesbadener Kompagnon an den ersten beiden Tagen noch von den Kinderkrankheiten des Silberpfeils nach nicht mal jeweils 100 Kilometern gestoppt worden waren.

Zuversicht bei Red Bull, Zufriedenheit bei Mercedes - Ferrari erlebte am letzten der vier Übungstage auf dem ehemaligen Grand-Prix-Kurs hingegen keine allzu erbaulichen Stunden. Der neue F138, den Felipe Massa am Vortag noch zur Wochenbestzeit gesteuert hatte, verschwand am Morgen unter einer dicken Rauchwolke. Ersatzpilot Pedro de la Rosa musste den mächtig qualmenden Ferrari auf seiner zweiten Abstimmungsrunde schon abstellen. Erst Stunden später kehrte er zurück auf den Kurs.

Da brauchte sich Ferrari, dessen Star-Fahrer und Vettel-Herausforderer Fernando Alonso erst noch in den Wagen einsteigen wird, ob einer unfreiwilligen Pause für alle Teams gar nicht grämen. Knapp eine Stunde ging zur Mittagszeit gar nichts. Ein Loch in der Grünfläche zwischen Asphaltdecke und Kiesbett hatte den Fahrbetrieb zum Erliegen gebracht. Erst nachdem der eiligst angerührte Zement einigermaßen getrocknet war, wurden die Ampeln wieder auf Grün geschaltet.

Vettel ließ aber dennoch eine Weile auf sich warten. Nach seinen 51 Runden bis zur Unterbrechung drehte der Heppenheimer im RB9 weitere 45 Umläufe am Nachmittag. Gegen Räikkönens Zeit auf den schnelleren der Pirelli-Mischungen war Vettel allerdings machtlos. Dass der 25 Jahre alte und damit jüngste Dreifach-Champion im Kampf um seinen vierten WM-Titel in Serie ohnehin seinen finnischen Kumpel fürchten muss, machte nicht nur der Auftritt des bei Lotus aufgetauten „Iceman“ deutlich. „Ja, wir sind Freunde“, sagte er über Vettel und sich. „Aber sobald Du ein Rennen fährst, spielt das einfach keine Rolle mehr“, kommentierte er in einem dpa-Interview.

Welche Rolle welche Teams in der kommenden Saison spielen werden, ist nach den ersten Übungstagen noch schwer vorhersehbar. McLaren mit Ex-Champion Jenson Button kam nicht ganz problemlos durch die erste Phase, ein Glanzlicht konnte das Ex-Team von Hamilton nicht setzen. Wie stark der schlanke Sauber unter anderem mit dem deutschen Neuzugang Nico Hülkenberg ist, bleibt ebenfalls noch abzuwarten. „Der ganz große Erfolg wäre natürlich ein Sieg, ein Podiumsplatz. Das wäre ein Traum von mir, und das Team hätte sicher auch nichts dagegen“, sagte der Emmericher der dpa: „Wie realistisch das ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen.“

Weitere Aufschlüsse könnten die nächsten Testfahrten geben. Vom 19. bis 22. Februar und vom 28. Februar bis 3. März haben alle elf Rennställe auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona die nächsten Gelegenheiten fürs weitere Feintuning an den neuen Autos. „Selbst wenn es einen Favoriten nach den ersten drei Tests geben sollte, kann das in Australien ganz anders aussehen“, ergänzte Vettel. Dass er rund fünf Wochen vor dem Rennen am 17. März in Melbourne noch nicht auf dem ersten Platz geführt wurde, störte ihn nicht sonderlich: „Wenn es eine Phase gibt, in der es am unwichtigsten ist, oben zu stehen, dann jetzt.“

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