Hellblond und gut erholt: Vettel ist bereit

Spa-Francorchamps (dpa) - Zur offiziellen Pressekonferenz zog sich Sebastian Vettel seine Teamkappe schnell wieder auf. Dabei hatte sich die sportlich wenig bedeutsame Nachricht seiner neuen Haarfarbe längst wie ein Lauffeuer im Fahrerlager von Spa-Francorchamps verbreitet.

Die Feriensonne soll schuld gewesen sein am auffallend hellblonden Look des 26-jährigen Heppenheimers. „Was ich gemacht habe? Urlaub“, antwortete Vettel auf die Frage nach seiner Tätigkeit in der Formel-1-Pause.

Sichtlich gut gelaunt und hörbar entspannt - „Im besten Fall dauert es nicht zu lange, den Job hinzukriegen“ (Vettel auf die Frage, ob er bereit sei, Vater zu werden) - präsentierte sich der neue Blondschopf. Dass Erzrivale Fernando Alonso tags zuvor seine imposanten August-Trainingsergebnisse von 1280 Kilometer auf dem Rad, 96 Kilometer laufend, 21 Kilometer schwimmend sowie 16 Stunden im Fitnessraum und 30 im Simulator via Twitter mitgeteilt hatte, ließ Vettel auch eher unbeeindruckt.

„Ich bin nicht Teil des exklusiven Clubs“, sagte Anti-Twitterer Vettel, nachdem er erstmals von den Leistungen des WM-Dritten erfahren hatte. Zudem: „Auch ich habe im Urlaub trainiert.“ Nur lässt Vettel die Öffentlichkeit daran nicht teilhaben.

Und mit dem Blick auf sich selbst will Vettel auch die vierte WM-Mission in der ausstehenden zweiten Saisonhälfte erfolgreich zu Ende bringen. 38 Punkte Vorsprung hat der Red-Bull-Pilot vor dem Großen Preis von Belgien auf den WM-Zweiten Kimi Räikkönen. Der Finne musste seine Medientermine absagen. Räikkönen sei krank, teilte sein Lotus-Team mit, an diesem Freitag zum Training aber wieder da.

Ungelegen dürfte die Abstinenz dem „Iceman“ nicht gekommen sein. Auch in Spa-Francorchamps, wo er schon vier Mal und damit mehr als jeder andere aktuelle Fahrer gewinnen konnte, steht die Frage um die Zukunft des Finnen und eine mögliche Rückkehr zu Ferrari im Mittelpunkt.

Einen Punkt hinter Räikkönen rangiert Ferrari-Star Alonso. Gestählt durch den trainingsreichen August muss der Champion von 2005 und 2006 in Spa, wo er allerdings noch nie gewinnen konnte, und zwei Wochen später beim stets emotionsgeladenen Heimrennen in Monza die Wende einleiten, wenn es mit Titel Nummer drei doch noch klappen soll. Letztlich werden für Alonso die Weichen für die WM-Entscheidung in den kommenden vier Wochen gestellt.

„Den ersten Schritt müssen wir in Spa machen“, betonte der Pilot aus Oviedo. Bei seiner Aufholjagd setzt er unter anderem auch auf die leidvolle Erfahrung in der Saison 2012, als er zwischenzeitig 42 Punkte Vorsprung auf Vettel gehabt, am Ende aber erneut nicht den Titel geholt hatte. „Wir haben gesehen, was alles passieren kann“, meinte Alonso und versicherte: Die Batterien sind voll für die WM.“

Auf der Rechnung haben Alonso und Vettel aber auch noch den WM-Vierten Lewis Hamilton. „Mit der Form von Ungarn ist er auf der Jagd nach dem Titel“, meinte Alonso. „Er ist einer von ihnen“, betonte Vettel. Beim letzten Grand Prix vor der Sommerpause, als Hamilton seinen Premierensieg im Silberpfeil gefeiert hatte, habe Mercedes auch im Rennen seinen Speed gezeigt. Sie seien zuletzt die stärksten Gegner gewesen, meinte Vettel.

Letztlich, und so gelangen Vettel die Titel 2010, 2011 und 2012, will er aber nur auf sich schauen. „Wir müssen unsere Sachen machen. Für uns ist es nicht so wichtig, einen einzelnen Gegner zu schlagen.“ Denn am Ende sollen ja auch die anderen die Kappe vor ihm ziehen.

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