Heidfeld zieht vor Gericht - Vettel-Vorsicht

Spa-Francorchamps (dpa) - Vettel vorsichtig, Schumacher kritisch, Heidfeld kämpferisch: „Quick Nick“ will sich die Ausmusterung bei Lotus Renault nicht gefallen lassen und zieht gegen das drohende Formel-1-Aus vor Gericht.

Während WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel den legendären Kurs in Spa-Francorchamps nicht unbedingt als Red-Bull-Strecke einschätzte und Schumacher seine Kritikern konterte, trotzte Heidfeld demonstrativ der Entscheidung seines Teams. „Ich habe einen gültigen Vertrag und möchte fahren“, sagte Heidfeld der Nachrichtenagentur dpa.

Im offiziellen Team-T-Shirt tauchte der von Lotus Renault ausrangierte Pilot am Donnerstag an der Rennstrecke in Spa-Francorchamps auf. Damit hatte selbst sein Team nicht unbedingt gerechnet, nachdem es am Mittwoch bereits eine Vorverhandlung gegeben hatte. Am 19. September wird nun ein Londoner Gericht urteilen, ob Heidfelds Absetzung rechtens ist. „Im Moment gibt es ein schwebendes Verfahren, dementsprechend ist es angebracht für mich, nicht zuviel zu sagen“, betonte Heidfeld.

Sein Noch-Arbeitgeber bekräftigte am Nachmittag seinen Willen, Heidfeld endgültig auszumustern. Der Brasilianer Senna, der bestens gelaunt die Fragen auf der Weltverbands-Pressekonferenz beantwortete, solle nach den beiden Rennen in Belgien und Monza auch die restlichen sechs WM-Läufe bestreiten. Zuvor gebe es aber noch rechtliche Dinge zu klären, bestätigte der Rennstall. „Nick Heidfeld hat weiter einen Vertrag beim Team“, hieß es lapidar in der Erklärung.

Für Heidfeld könnte es ein trauriger Abschied aus der Formel 1 werden. 183 Rennen hat er bislang bestritten, ein Sieg fehlt in seiner Vita. Während Heidfeld auch auf seiner Homepage weiterhin im Rennoverall von Lotus Renault seinen Fans entgegenlächelt, suchte man am Donnerstag auf der offiziellen Teamseite unter der Rubrik Fahrer bereits vergeblich nach dem Rheinländer.

Unterdessen nutzte Schumacher sein 20-Jähriges auch, um mit Kritikern abzurechnen, die seinen Rücktritt fordern. „Natürlich wäre es mir lieber, wenn ich nicht damit konfrontiert würde und gewisse Leute ihren Mund halten würden“, sagte der Rekordweltmeister in einem Interview der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag). „Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass diese Leute dafür bezahlt werden, ihren Mund aufzumachen und darüber zu reden“, ergänzte Schumacher auf die Frage, ob es wehtue, wenn Ex-Rennfahrer wie Niki Lauda ihm den Rücktritt nahelegen würden.

Rückendeckung erhielt der 42-Jährige von Tennislegende Boris Becker. Es gehöre sich nicht, „dass ehemalige Formel-1-Größen ihn jetzt öffentlich kritisieren und ihn quasi zum Rücktritt zwingen“, sagte er in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa: „Das hat keinen Anstand und keine Klasse.“ Becker, der nach eigenem Bekunden nie an eine Rückkehr nach seinem Rücktritt 1999 gedacht hatte, forderte: „Wir sollten alle jetzt die momentane Zeit genießen, ihn noch mal zu erleben.“

Für Schumacher ist sein siebter Sieg in Spa wohl ausgeschlossen, dafür will Kumpel Vettel wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Allerdings räumte er ein: „Es ist nicht unbedingt unsere Lieblingsstrecke. Sektor 1 und 3 ist schwierig, das haben wir in der Vergangenheit schon gesehen“, sagte Vettel. Der Vorsprung von 85 Punkten auf Mark Webber im zweiten Red Bull, 88 auf Lewis Hamilton im McLaren, 89 auf Ferrari-Star Fernando Alonso und 100 auf den zweiten McLaren-Piloten Jenson Button ist zwar alles andere als besorgniserregend.

„Seb ist in einer großartigen Position“, meinte Teamkollege Webber: „Es ist nun aber auch nicht komplett komfortabel.“ Zudem hat Vettel festgestellt: „Während wir früher bei kalten Bedingungen stark waren, haben wir diesmal mehr zu kämpfen.“ Das könnte für den 12. Saisonlauf nichts gutes verheißen. Am Sonntag sind nur Werte von 17 Grad laut belgischem Wetterdienst vorhergesagt.

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