Vettel wechselt zu Ferrari: Die nächste Stufe des Ruhms

Der vierfache Weltmeister hat sich für einen Wechsel zu Ferrari entschieden. Wie einst Michael Schumacher.

Sebastian Vettel wechselt zu Ferrari.

Sebastian Vettel wechselt zu Ferrari.

Foto: YUYA SHINO

Suzuka. Für Sebastian Vettel dürften die vergangenen Tage die emotional heftigsten in seiner bisherigen Formel-1-Karriere gewesen sein. Sein dritter Platz von Suzuka Sonntag wurde überschattet vom schlimmen Unfall seines Kollegen Jules Bianchi (siehe unten).

Und dann war da noch etwas: In der Nacht auf Samstag hatte eine 16-zeilige Pressemitteilung von Red Bull bis dahin alle anderen Themen verdrängt: Vettel verlässt das Team nach dieser Saison. Japan wurde zur ersten Station seiner Abschiedstour bis zum Saisonfinale am 23. November in Abu Dhabi. „Es fühlt sich an, als ziehe man zu Hause aus“, gestand der 27 Jahre alte Heppenheimer.

Bestätigen wollten weder Vettel noch Ferrari, dass der Heppenheimer wie einst Michael Schumacher mit 27 Jahren eine neue Ära in Rot einleiten soll. „Ab 1. Januar wird er ein Gegner sein. Er wird ein Ferrari-Fahrer sein“, erklärte dafür Vettels Noch-Teamchef Christian Horner. 19 Jahre nachdem Vettels Kindheitsidol sein erstes Rennen für die Scuderia bestritt, dürfte somit am 15. März 2015 die neue Vettel-Zeit bei der Marke mit dem springenden Pferd beginnen.

„Es ist ein Schritt, auf den ich mich sehr freue“, betonte Vettel. Er habe auf seine „innere Stimme“ gehört. Die Entscheidung, mit deren Veröffentlichung Red Bull einer möglichen spektakulären Ferrari-Vorstellungsshow zuvorkam, sei auch nicht über Nacht gereift. Und sie sei auch keine Entscheidung gegen Red Bul. „Es fühlt sich aber jetzt so an, als sei es der richtige Zeitpunkt.“

Teamchef Horner und Rennstallbesitzer Dietrich Mateschitz informierte Vettel am Freitagabend in Suzuka. „Wenn ein Fahrer nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache ist, dann spielt es keine Rolle, was ein Stück Papier besagt“, sagte Horner — Vettel hat noch einen Vertrag bis Ende 2015, machte aber von einer Ausstiegsklausel Gebrauch. Bei dem Gespräch im Hotel sei Vettel sehr bewegt gewesen, berichtete Horner.

Kritiker dürften ihm vorhalten, Red Bull zu verlassen, als es nicht mehr läuft. Nach 38 Siegen (von 39) wartet er 2014 noch auf einen Grand-Prix-Erfolg. Geschlagen vom Kollegen Daniel Ricciardo, der vor der Saison von Toro Rosso befördert worden war — und bereits drei Grand Prix in dieser Saison gewann. „Man könnte es natürlich so sehen: Ach, er ist nicht erfolgreich. Das ist aber nicht der Fall. Deswegen macht es das ja so schwer für mich“, sagte Vettel.

Vielmehr passen genau jetzt alle Puzzleteile ineinander: Vettels langjähriger Rivale Fernando Alonso macht den Platz frei bei Ferrari — ein Bekenntnis zur Scuderia trotz Vertrags bis 2016 gab es vom Spanier in Japan jedenfalls nicht. Alonso dürfte zu McLaren wechseln und Vettel kann beim Neuaufbau der Kultmarke maßgeblich Einfluss nehmen.

„Es gibt da ein neues Management, die brauchen da neue Motivation im Team“, meinte RTL-Experte Niki Lauda und erklärte auf seine Art: „Damit will ich sagen, dass der im Spaghetti-Chaos von Ferrari jetzt mit deutscher Gründlichkeit wirklich etwas einbringen kann.“

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