Alonsos Auftrag: Dieses Jahr zählt nur der Titel

Melbourne (dpa) - Fernando Alonso wartet. Das Training der Formel 1 vor dem ersten Saisonrennen in Melbourne hat längst begonnen, doch der Spanier lümmelt sich noch in der Ferrari-Garage in einen Sportsitz und lutscht an seinem Kopfhörer.

Bloß nicht nervös werden.

Schließlich dauert Alonsos Wartezeit nun schon mehr als sechs Jahre. Seitdem fährt der Asturier vergebens seinem dritten Weltmeistertitel hinterher, zuletzt scheiterte er jeweils an Sebastian Vettel. In diesem Jahr soll endlich alles anders werden.

„Das letzte Jahr war das beste meiner Karriere, mit der Leistung war ich sehr zufrieden. Aber dieses Jahr wird besser“, hat der 31-Jährige schon vor der Ankunft in Australien gesagt. Er sei noch besser vorbereitet, noch stärker motiviert und - ganz entscheidend - fühlt sich diesmal in einem schnelleren Auto. „200 Mal besser“ sei der F138 als das misslungene Modell der Vorsaison, urteilt Alonso.

Die Wahrheit? Oder wieder eines von Alonsos Psychospielchen? Es ist längst bekannt, dass der Champion von 2005 und 2006 nicht nur auf der Strecke alles für den Erfolg unternimmt. Verbale Spitzen gehören ebenso dazu wie gezielte Twitter-Botschaften an die Gegner, allen voran Vettel. Am Ende des Vorjahres verschickte Alonso eine Serie seltsamer Samurai-Weisheiten und sogar ein Bild von sich mit einem Farbspritzgewehr über den Kurznachrichtendienst. Das Problem: Vettel ließ sich nicht irritieren und wurde wieder Weltmeister.

Alonsos Frust über die verpassten Chancen treibt ihn an. Er hat durchaus Respekt für Widersacher Vettel, Freunde werden die beiden aber eher nicht mehr. „Wir kommen aus verschiedenen Generationen“, sagt Alonso. Während Vettel sich öffentlich immer wieder dem Teamgedanken verschreibt, ist bei der Scuderia klar, dass sich alles um Alonso dreht. Da wird auch schon mal der treue Stallkollege Felipe Massa zurückgepfiffen, um den Chefpiloten in eine bessere Position zu bringen.

„Er wird es uns wieder sehr schwer machen“, sagt Vettel artig, bevor die ersten Rennkilometer gefahren werden. Aber reicht das, um der Siegmaschine Red Bull Einhalt zu gebieten? „Alles deutet darauf hin, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, meint Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.

Verbesserte Strukturen und Entwicklungsprozesse sowie der Wechsel in den moderneren Toyota-Windkanal in Köln geben dem Italiener Hoffnung. „Wenn nicht gerade jemand einen außergewöhnlichen Job gemacht hat, dann bin ich überzeugt, dass Ferrari bis zum Ende mitkämpfen kann“, sagt Domenicali.

Alonsos Sehnsucht ist Ferraris Sehnsucht. Der letzte Fahrertitel der Scuderia war Kimi Räikkönens Triumph von 2007. Mit jeder Saison wächst der Druck in Maranello. Firmenchef Luca di Montezemolo ist der ständigen Niederlagen längst überdrüssig. „2013 wollen wir den Titel. Zu nichts weniger haben wir uns verpflichtet“, hat Montezomolo verfügt. Einen Auftrag, den Alonso nur zu gern erfüllen würde. Aber die Last der Erwartung kann auch zur Belastung werden.

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