19 Plätze aufgeholt: Goldhelm-Schumi grandios

Spa-Francorchamps (dpa) - Kurz vor dem Ende eines wieder mal denkwürdigen Auftritts von Michael Schumacher musste auch noch sein Teamkollege dran glauben.

In der drittletzten Runde des actionreichen Großen Preises von Belgien krönte der Formel-1-Rekordweltmeister seine atemraubende Aufholjagd von unglaublichen 19 Plätzen mit dem Überholmanöver gegen Nico Rosberg. „Nico hat sich schon im Rahmen der Möglichkeiten breitgemacht, aber ich hatte Tempoüberschuss“, stellte Schumacher zufrieden fest. „Ich habe kein Jubiläumsgeschenk gemacht“, musste der geschlagene Mercedes-Rivale Rosberg zugeben.

Dabei war er von Rang fünf gestartet, Schumacher vom letzten Platz, nachdem sich in der Qualifikation am Samstag nach wenigen Metern ein Rad am Mercedes gelöst hatte. Dem gefährlichen Fast-GAU ausgerechnet beim 20. Jahrestag seines Formel-1-Debüt auf dem Kurs in Spa-Francorchamps folgte eine grandiose Fahr-Gala. „Es war ein sehr schönes Ende für uns, nachdem es gestern enttäuschend angefangen hat. Aber ich dachte mir das schon“, meinte Schumacher, der eigens für den feierlichen Anlass mit Goldhelm im Silberpfeil unterwegs war.

Als habe er die Worte von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, der ihn zuvor noch als „absolutes Renntier im besten Sinne“ gewürdigt hatte, noch einmal mit Taten belegen wollen, rollte Schumacher das Feld von hinten auf. Schon beim Start machte er neun Plätze wett. „Ich hatte viele Möglichkeiten, mich in Szene zu setzen. Ich konnte das Feld vor mir jagen“, erklärte der Altmeister genüsslich.

Und im Ziel musste sich dann auch der dreimalige Weltmeister Niki Lauda, der Schumacher zuletzt noch den Rücktritt nahelegt hatte, vor dem siebenmaligen Champion verneigen. Es gebe zwei Sieger: Gewinner Sebastian Vettel und Schumacher. „Vom letzten Platz Rosberg zu überholen, war eine unglaubliche Leistung“, sagte RTL-Experte Lauda. Gar nicht auszudenken, wenn Schumacher es noch weiter geschafft und den ersten Podestplatz nach seiner Rückkehr eingefahren hätte.

Ort und Zeitpunkt für die Gala konnte aber auch so kaum besser sein: Vor 20 Jahren absolvierte Schumacher auf dem Ardennen-Kurs sein erstes Formel-1-Rennen. Damals kam er aber nur ein paar hundert Meter weit. Die Kupplung, die ihn seinerzeit vielleicht bis ins Ziel gebracht hätte, bekam er am Samstagabend von seinem ersten Teamchef Eddie Jordan geschenkt. Der Brite ließ es sich wie viele, viele andere nicht nehmen, Schumachers Einladung auf Currywurst und Kölsch zu seinem Jubiläum zu folgen.

Freunde, Wegbegleiter, Rivalen, Journalisten - im proppenvollen Motorhome von Mercedes herrschte am Abend vor dem Rennen „Schumi-Mania“. Von seinem ehemaligen Ferrari-Team gab's einen Teil der Abdeckung des WM-Autos von 2004. Manch einer flachste, man könne es ja als Update für den derzeit noch zu langsamen Silberpfeil nehmen. „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Wenige Stunden später dürfte Schumacher mit einem Husarenritt wie vor elf Jahren, als er von Platz 16 zum Sieg fuhr, auch manch anderem noch die Sprache geraubt haben.

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