Deutsche Motorrad-WM-Piloten unter Zugzwang

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Der Wille ist da, allein an der Umsetzung scheitert es immer wieder: Die deutschen Motorrad-WM-Piloten sind beim Heim-Grand Prix auf dem Sachsenring an diesem Wochenende erneut nur Außenseiter.

Deutsche Motorrad-WM-Piloten unter Zugzwang
Foto: dpa

Die über 200 000 erwarteten Fans scheint das nicht zu schrecken. Für sie sind die Tage am legendären Rennkurs in der Nähe von Hohenstein-Ernstthal der Jahreshöhepunkt. Vor allem dank solcher Protagonisten wie Valentino Rossi aus Italien, Marc Marquez aus Spanien, Johann Zarco aus Frankreich oder der Brite Danny Kent, die auch den deutschen Motorrad-WM-Lauf vermutlich bestimmen werden.

Jonas Folger trägt die größten deutschen Hoffnungen. Der Moto2-Pilot aus Schwindegg hat zumindest gezeigt, dass er ein Anwärter auf Podestplätze ist, schaffte sogar schon zwei Saisonsiege. Nach seiner vermasselten Generalprobe in Assen vor knapp zwei Wochen kündigte er eine Attacke auf dem Sachsenring an. „Dort fahre ich wieder mit um einen Rang auf dem Podium“, sagte der 22-Jährige.

Einfach wird das nicht. Auch vor einem Jahr zählte der wegen der besseren Trainingsbedingungen mittlerweile in Spanien lebende Bayer zu den Favoriten. Doch vor dem Heimpublikum versagten die Nerven. Der Druck war zu groß.

„Wenn du dir besonders viel vornimmst, geht das ganz sicher in die Hose. Ganz nüchtern gesehen ist auch der Sachsenring ein Rennen wie jedes andere“, bemerkt Sandro Cortese, 2012 der bislang einzige deutsche Sachsenring-Sieger der Neuzeit. Aber auch er weiß: „Wenn die Familie, Freunde und Bekannten da sind, willst du es besonders gut machen. Das ist aber keine gute Motivation.“

Mitfahren und sich bietende Chancen nutzen lautet die Devise für alle Deutschen in der Moto3 und Moto2. In der Königsklasse MotoGP ist dagegen kein einheimischer Pilot dabei. Nach dem Kahnbeinbruch in der rechten Hand, Folge eines spektakulären Sturzes in Assen, musste Stefan Bradl schweren Herzens seinen Start zu Wochenbeginn absagen. Der empfindliche Knochen ist nach der Operation noch nicht wieder so verheilt, dass er den Belastungen eines Rennens standhalten würde.

Da Bradl aber ohnehin nicht für vordere Ränge in Betracht gekommen wäre, liegt der Fokus der Zuschauer besonders auf Valentino Rossi. Der Altmeister gewann drei der bisherigen acht Saisonrennen. Und obwohl er den Sachsenring wegen der ständigen Stop-and-go-Phasen nicht sonderlich mag und ihn als „Mickey-Mouse-Kurs“ abstempelte, gilt er als ein heißer Favorit. Dem Italiener werden die deutschen Zuschauer in jedem Fall zu Füßen liegen. Von seinen insgesamt 111 Grand Prix-Siegen schaffte der „Doctor“ fünf in Sachsen.

Wenn schon die deutschen Fahrer nicht die Hauptrollen spielen werden, so traut man diese den Piloten aus deutschen Teams zu. Besonders Seriensieger Danny Kent aus dem Leopard-Racing-Team von Stefan und Jochen Kiefer ist in der Moto3-Kategorie nur schwer zu bezwingen. Vielleicht schafft es ja sogar Alexis Masbou aus Frankreich, der für das sächsische Saxoprint RTG-Team an den Start geht und den Saisonauftakt in Katar für sich entschied.

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