Befreiungsschlag in Brünn: Cortese fährt aufs Podest

Brünn (dpa) - Den Geschmack des Sieger-Schampus hatte Sandro Cortese schon fast vergessen. Umso gieriger nahm der Berkheimer in Brünn den ersten Schluck auf dem Podest. Nach anderthalb Jahren Pause wurde der Italo-Schwabe wieder zur Siegerehrung gerufen.

Befreiungsschlag in Brünn: Cortese fährt aufs Podest
Foto: dpa

Platz drei im Moto2-Rennen des tschechischen Motorrad-Grand-Prix hinter den beiden WM-Führenden, Esteve Rabat und Mika Kallio, waren für ihn wie ein Befreiungsschlag. Den hätten auch die anderen deutschen Piloten gebrauchen können. Stefan Bradl wurde in der MotoGP-Klasse zwar Siebter, musste sich aber den zwei schwächer eingeschätzten Ducatis von Andrea Ianone und Andrea Dovizioso geschlagen geben.

Wenigstens WM-Punkte sprangen für Marcel Schrötter und Jonas Folger in der Moto2 heraus. Schrötter belegte Platz zehn, Folger beendete seine Katastrophen-Serie von vier Null-Punkte-Rennen und wurde 15. In der Moto3-Kategorie dagegen gab es für Philip Öttl als 24. beim ersten Grand Prix-Sieg des Franzosen Alexis Masbou nichts zu holen. Luca Grünwald stürzte fünf Runden vor dem Ende und zog sich eine Schultergelenksverletzung zu, die operiert werden muss. Sein Kiefer-Racing-Team wartet nun schon seit Oktober 2012 auf einen WM-Punkt.

Brünn soll für Cortese die Wende bedeuten. In seinem 151. Grand Prix zeigte der 24-Jährige all das, was ihn 2012 zum Weltmeister gemacht hatte: Konzentriert am Start, sicher in den gefährlichen ersten Kurven, konstant in seinen Rundenzeiten. Mit den beiden vor ihm konnte er nicht mithalten, die anderen hielt er sicher in Schach. „Es tut so gut, endlich zurück auf dem Podium zu sein. Wir haben die Sommerpause sehr hart gearbeitet und sind nun endlich dafür belohnt worden“, sagte er.

Die meiste Zeit musste er allein seine Runden drehen. „Das ist gerade in Brünn nicht so gut, weil man die Ideallinie am ehesten in der Gruppe findet. Aber es hat alles geklappt“, berichtete der Berkheimer. Bei der Zieldurchfahrt hämmerte er mit der Faust auf seine Verkleidung, in der Auslaufrunde ließ er sich von den zahlreichen Fans feiern und nahm mit Genugtuung die Glückwünsche der Kollegen entgegen. Der Druck, der von ihm abfiel, war riesengroß.

Im Freudentaumel vergaß Cortese aber nicht, wo er herkommt. „Es war bis jetzt die härteste Saison meiner Karriere. Immer wieder die Rückschläge, die Verletzung, das Auf und Ab. Es hat an den Nerven gezerrt“, sagte er. Ein klärendes Gespräch im Team löste vor Indianapolis die Bremsen. Rang sechs in den USA deutete an, dass es nun aufwärtsgehen könnte.

Der schon als „überirdisch“ bezeichnete Spanier Marc Marquez erlebte in Brünn ein Fiasko. Nach zehn Siegen in Serie landete der Titelverteidiger nur auf Platz vier. Ausgerechnet sein Teamkollege Daniel Pedrosa beendete die Erfolgsfahrten. Kopfschüttelnd und resigniert fuhr Marquez über die Ziellinie und verschwand anschließende in seiner Box.

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