Ausgebootet und angeklagt: Sutil vor Karriereknick

Berlin (dpa) - Formel-1-Pilot Adrian Sutil droht nach der Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung der endgültige Karriereknick. Vom 30. Januar an muss sich der derzeit vertragslose Rennfahrer vor dem Münchner Amtsgericht wegen eines blutigen Discostreits verantworten.

Auf der ohnehin schwierigen Suche nach einem neuen Formel-1-Arbeitsplatz kommt das Verfahren für den bei Force India ausgemusterten Sutil zur Unzeit. Noch aber beteuert sein Berater Manfred Zimmermann: „Die Verhandlung hat keinen Einfluss auf die Zukunft von Adrian.“

Für potenzielle Arbeitgeber wie das Williams-Team könnte der Auftritt des 29-Jährigen im Gerichtssaal nur eine Woche vor Beginn der Testfahrten indes abschreckend wirken. Vorerst sind zwei Verhandlungstage am Monatsende angesetzt, Zeugen sollen dann den Vorfall bei einer Party nach dem Großen Preis von China am 17. April aufklären helfen. „Wir erwarten von der Verhandlung, dass die Wahrheit auf den Tisch kommt“, sagte Zimmermann der Nachrichtenagentur dpa. „Auch für uns ist es wichtig, den Vorfall dann abzuschließen.“

Angezeigt wurde Sutil von dem luxemburgischen Geschäftsmann Eric Lux. Die beiden waren in einer Edeldisco in Shanghai aneinandergeraten, als Sutil mit seinem Rennfahrer-Kollegen Lewis Hamilton den Sieg des Briten in China feiern wollte. Bei dem Streit verletzte Sutil den Lotus-Renault-Mitbesitzer Lux mit einem Glas am Hals. Die Wunde musste genäht werden. Sutil beteuerte, er habe Lux nicht absichtlich verletzen, sondern ihm nur den Inhalt seines Glases ins Gesicht schütten wollen.

Eine außergerichtliche Einigung war gescheitert. Acht Wochen nach dem Vorfall erstattete Lux Anzeige in München gegen den aus dem oberbayerischen Gräfelfing stammenden Sutil. Die Staatsanwaltschaft habe nach Prüfung der Sache zunächst in einem Strafbefehl ein Jahr Haft auf Bewährung für Sutil beantragt, teilte Gerichtssprecherin Ingrid Kaps am Freitag mit. Dem habe er aber nicht zugestimmt. Daher setzte das Amtsgericht nun den Prozess an. Mit einer Zustimmung hätte Sutil seine Schuld anerkannt.

Anstatt sich in den letzten Wochen vor Saisonbeginn um seine weitere Laufbahn in der Königsklasse zu kümmern, muss sich Sutil nun Gedanken um seine Verteidigung in der undurchsichtigen Affäre machen. Dabei ist der Hobbypianist im Formel-1-Fahrerlager keineswegs als unbedachter „Haudrauf“ bekannt. „Ich weiß nur, dass ich diesen Mann nicht als Aufmischer oder Schläger kenne“, hatte Norbert Haug, Mercedes-Motorsportchef, nach Bekanntwerden des Vorfalls gesagt.

Seit fünf Jahren fährt Sutil in der Formel 1. Nach seinem Debüt im unterlegenen Spyker-Boliden blieb er dem Rennstall auch nach der Übernahme durch den indischen Milliardär Vijay Mallya treu. Im Force India war der Oberbayer zuletzt ein zuverlässiger Punktesammler. Trotzdem ließ ihn Mallya in der Vorsaison lange über seine Zukunft im Unklaren und ersetzte ihn dann am Jahresende durch Landsmann Nico Hülkenberg.

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