Mohamed Zidans geniale Momente

Dortmund feiert den Ägypter, der beim 3:0 gegen Mönchengladbach sein bestes Spiel für die Westfalen bestreitet.

Dortmund. Mohamed Zidan versank im plüschigen Schoß von Biene Maja Emma, dem überdimensionalen schwarz-gelben BVB-Maskottchen, stierte auf die in gelb getauchte Wand und genoss den "Taumel der Begeisterung", der sich vor seinen Augen abspielte. Die Südtribüne, Dortmunds "Allerheiligstes", feierte den Star des Abends stürmisch. Keine Frage, der Galaauftritt des ägyptischen Nationalspielers im 76.Borussen-Derby hatte seine Wirkung nicht verfehlt.

Beim 3:0 (1:0)-Sieg der westfälischen gegen die niederrheinische Borussia gehörte dem großen Solisten an diesem Abend, Zidan, die Bühne. Zwei tolle Tore mit dem linken Fuß und viel Courage, eine klasse Vorlage zum Führungstor - da blieben Dortmunds Cheftrainer Jürgen Klopp fast keine Worte: "Ich bin baff, die Tore waren fantastisch." Wer die Bundesliga tagtäglich erlebt, weiß, dass der oft eigensinnige und launische Individualist Zidan einen Trainer schon mal zur Weißglut bringen kann. "Manchmal," so Klopp, "gehen mit ihm die Gäule durch." Aber davon war Zidan an diesem Abend weit entfernt: Nach seinem besten Spiel im BVB-Trikot, in das der zweimalige Afrika-Cup-Gewinner im Sommer 2008 hineinschlüpfte, haben die Dortmunder wieder Rang fünf erklommen und unterstreichen ihre Anwartschaft für die Europa-League.

Gegen eine diesmal äußerst harmlose Gladbacher Mannschaft, die eine gewisse Entschlusslosigkeit offenbarte und nur zaghafte Versuche unternahm, die Dortmunder Deckung in Verlegenheit zu bringen, hatten die Gastgeber leichtes Spiel. Aber sie taten auch Einiges für eine gelungene Vorstellung im vielleicht schönsten Fußball-Tempel Europas und legten mehr Kraft, Einsatzbereitschaft und Leidenschaft in die Waagschale. "Wir haben Dortmund nicht weh tun können und einen schlechten Tag erwischt", musste Gladbachs Cheftrainer Michael Frontzeck kleinlaut eingestehen. "Jetzt konzentrieren wir uns auf das Heimspiel gegen den Deutschen Meister Wolfsburg." Was auch bitter nötig ist. Denn noch fehlen Punkte, um das ersehnte Ziel Klassenerhalt zu realisieren.

Es war nicht allein Zidan, der am Samstag Glückshormone en masse im mit 79800 Zuschauern fast ausverkauften ehemaligen Westfalenstadion ausschüttete. Auch Sebastian Kehl war der Mann für emotionale Momente. Fast zehn Monate nach seinem letzten Pflichtspiel und zermürbender Leidenszeit hielt der Kapitän wieder das Ruder in der Hand und war auf Anhieb die starke Persönlichkeit in einer Mannschaft, die spielerisch keine Wunderdinge vollbringen musste, um ihre Namenscousine zu bezwingen.

Und da sich auch Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller diesmal mit seinem rechten Haken zurückhielt, mit dem er im Revierderby gegen Schalke seinen Kompagnon Mats Hummels zu Boden gestreckt und schwer verletzt hatte, war die schwarz-gelbe Seele fürwahr zufrieden.

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