Marc van Bommel: Der Antreiber

Mark van Bommel ist ein Spieler, dem die Kollegen zuhören, der vorangeht. Deshalb ist er auch wieder Kapitän beim FC Bayern.

München. Wer in der Bundesliga mit ihren vielen angepassten und geföhnten Yuppie-Kickern auf der Suche nach richtigen Typen ist, der landet zwangsläufig bei Mark van Bommel.

Beim FC Bayern München steht der Kapitän und Antreiber im Mittelfeld in der Ahnenfolge herausragender Spieler wie Paul Breitner, Sören Lerby, Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg. Spieler mit Ecken und Kanten, Spieler, die das Gespür für eine Grätsche auf dem Platz genauso besitzen wie für ein Machtwort zur rechten Zeit. Spieler, so scheint es, einer aussterbenden Klasse.

"Ich bin eben so erzogen worden", sagt Mark van Bommel (32), der das Leistungsprinzip auf dem Rasen früh zu seiner Lebensmaxime erhob. "Einen Platz oben in der Hierarchie einer Mannschaft erobert man sich durch seine Spielweise, nicht durch eine große Klappe. Denn nur wenn du Leistung zeigst, wird dein Wort auch akzeptiert."

Erfolgreiche Jahre beim PSV Eindhoven, beim FC Barcelona und seit 2006 beim FC Bayern München haben der Stimme van Bommels ein Gewicht verliehen, das selten Widersprüche hervorruft. Auch wenn im defensiven Mittelfeld mit Neuzugängen ein starker Verdrängungswettkampf herrscht, so ist dem Holländer vor der neuen Saison nicht bange: "Bei einem Verein wie dem FC Bayern ist die Konkurrenz immer groß, davor kann man nicht weglaufen. Aber du wirst dich durchsetzen, wenn du Vertrauen hast in die eigene Leistung."

Das hat er, und das hat offenbar auch Louis van Gaal, sein neuer Trainer. Van Bommel behält seinen Platz als Abräumer, Neuzugang Timoschtschuk muss ausweichen - auf eine andere Position im Mittelfeld oder auf die Bank.

Wer sich länger mit Mark van Bommel unterhält, der spürt, dass hinter der rauen Fassade des Haudrauf-Kickers eine ausgeglichene Seele ruht. Dass das kein abgezockter Söldner ist, sondern einer, der sich identifiziert mit seinem Verein.

Das war schon in Barcelona so, wo van Bommel einen spanischen Sprachkurs besuchte, und das ist in München nicht anders: "Mein Deutsch ist sicher nicht perfekt aber ich halte es für wichtig, die Landessprache zu sprechen. Ich denke, jeder sollte sich im Ausland anpassen, Integration erleichtert vieles." In Deutschland fühlt sich der Holländer richtig wohl, er lebt mit seiner Frau Andra und drei Kindern in München.

"Deutsche und Holländer sind sich ähnlicher als viele glauben." Er selbst ist mit der Bundesliga aufgewachsen. "Wir haben in der Nähe der Grenze gewohnt. Da hieß es jeden Samstag um fünf nach sechs: Sportschau gucken."

Nun ist er selbst ein Bestandteil der Bundesliga, und nach einem titellosen Jahr bereit für frische Taten beim FC Bayern. Dass mit Louis van Gaal ein Landsmann neuer Coach ist, ist für van Bommel nebensächlich. "Wichtig ist nur, dass vor allem im taktischen Bereich wieder eine Struktur da ist. Es sind die einfachen Dinge wie das Passspiel, die täglich geübt werden müssen. Das ist die Basis, die van Gaal ständig zu verbessern versucht."

Dass er sich mit den Münchnern zum Titelfavoriten erklärt, überrascht nicht. "Einmal Meister zu werden, ist leicht. Aber solch einen Erfolg zu bestätigen, über Jahre immer wieder Titel einzufahren, das ist die große Kunst." Und van Bommels ständiger Antrieb.

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