Bundesliga Lust und Frust am Video-Abend in Dortmund

Der 1. FC Köln geht in Dortmund unter. Zwei Mal fällt der Video-Entscheid zu Gunsten des BVB aus.

Bundesliga: Lust und Frust am Video-Abend in Dortmund
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Dortmund. Borussia Dortmund und den 1. FC Köln verband neben der bekannten Fan-Freundschaft in der vergangenen Woche noch etwas. Beide Clubs bestritten ihr erstes Europapokalspiel der Saison 2017/18 in London, beide verloren mit 1:3. Die Rheinländer mussten sich dem sonst auf Champions-League-Pfaden wandelnden FC Arsenal beugen, die Westfalen unterlagen im geschichtsträchtigen Wembley-Stadion den Tottenham Hotspurs. Am Sonntagabend trafen sich Schwarz-Gelb und Rot-Weiß in Dortmund, um den vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga zum Ende zu bringen. Aber man kann nicht sagen, dass es eine Begegnung auf Augenhöhe war.

Anders als im Europapokal gab es schon in den ersten Wochen in der Liga keine Gemeinsamkeiten. Der BVB hatte nach drei Runden noch kein Gegentor kassiert und grüßte von der Tabellenspitze, der FC hingegen wartete als Schlusslicht auf den ersten Punkt. Nach dem 5:0 (2:0) für die Borussia vor 81 000 Zuschauern änderte sich an dieser Gemüts- und Faktenlage nichts. Vielmehr verschärften die 90 Minuten im Westfalenstadion die Lage der Kölner und unterstrichen, dass Borussia Dortmunds Transformation vom Fußball des Thomas Tuchel hin zum System von Peter Bosz schon weiter vorangeschritten ist, als es auch vereinsintern für Mitte September erwartet wurde.

Das frühe 1:0 durch Maximilian Philipp (2.), der eine Flanke von Andrej Yarmolenko per Kopfball verwertete, sorgte nicht für ein offener geführtes Spiel. Die Kölner blieben ihrer defensiven Grundordnung treu, kamen in den ersten 45 Minuten nur bei Standardsituationen in die Nähe des Dortmunder Strafraums und konzentrierten sich vor allem darauf, dem ebenfalls müde wirkenden BVB das Fußballspielen so schwer wie möglich zu machen.

So richtig aufregend wurde es erst wieder in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Nach einem Eckball Yarmolenkos ließ FC-Torhüter Timo Horn den Ball fallen und Sokratis schob ein. Schiedsrichter Patrick Ittrich entschied zunächst auf Stürmerfoul, gab den Treffer nach Zuhilfenahme des Video-Assistenten dann aber doch — unter heftigen Protesten der Gäste, bei denen Sportdirektor Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger mit ihrer Beschwerde bei Ittrich die sichtbar offensivste Kölner Aktion des ersten Durchgangs boten.

Und als ob der FC nicht schon gebeutelt genug aus seiner ersten Europapokalwoche seit 25 Jahren gehen musste, zeigte Schiedsrichter Ittrich nach rund einer Stunde Spielzeit und unter abermaliger Hilfe des Videobeweises auf den Elfmeterpunkt. Das eindeutige Votum gegen die elektronische Schiedsrichter-Hilfe kam aus beiden Fanblöcken: „Ihr macht unseren Sport kaputt“, stimmte die Dortmunder Südtribüne an. Ein Handspiel von Lukas Klünter war die Ursache für die Entscheidung in einem Spiel, in dem die Gäste zu keinem Zeitpunkt den Eindruck erweckten, dass sie den seit nunmehr 40 Bundesliga-Heimspielen ungeschlagenen BVB in Bedrängnis bringen könnten.

Pierre-Emerick Aubameyang verwandelte den Handelfmeter sicher (59.) und durfte in seiner persönlichen Torstatistik auch hinter den letzten aktuellen Bundesligisten einen Haken setzen. Der Gabuner, der zuvor noch nie gegen die Kölner getroffen hatte, legte sogleich nach (60.). Philipps zweiter Streich machte aus der ersten FC-Niederlage gegen Dortmund unter Stögers Regie ein Debakel.

Am Ende ließ es die Borussia langsam austrudeln, schließlich steht die nächste „englische Woche“ bevor. Für den Tabellenführer nichts Ungewöhnliches, für das Schlusslicht nach einem Vierteljahrhundert erst noch gewöhnungsbedürftig. Als das ungleiche Westduell abgepfiffen war, blieben enttäuschte Kölner, jubelnde Dortmunder und viele Fragen zurück. Ist der Videobeweis tatsächlich ein Fortschritt für die Bundesliga? Schadet er vielleicht mehr als er hilft? Der weitere Verlauf dieser Saison wird zumindest für (viele) weitere Diskussionen sorgen. Der Schlusspunkt gehörte trotz dem 0:5 dem FC - die Kölner kündigten an, Protest einlegen zu wollen. Grund: Schiedsrichter Ittrich soll das Spiel vor dem 2:0 mit einem Pfiff unterbrochen haben. Damit wäre das Tor — auch nach dem Videobeweis — regelwidrig gewesen.

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