Weitsprung-Siegerin : Zum Sieg gezittert: Für Mihambo „zählt nur EM-Titel“
Berlin (dpa) - Richtig rauslassen konnte Malaika Mihambo ihre Freude über den Weitsprung-Titelgewinn bei der Leichtathletik-EM nicht. Die Heidelbergerin schien sich in der umgehängten Deutschland-Fahne eher verkriechen zu wollen.
„Wenn die Anspannung nicht abgefallen ist, kommt da nix durch“, bekräftigte die 24 Jahre alte Politologin. „Ich bin schon ein verkopfter Mensch.“ Deshalb fiel auch die Analyse ihres Medaillenkampfes, bei dem Gold bis zum vorletzten Sprung auf der Kippe stand, selbstkritisch und rational aus. „Ich brauchte zwei Sprünge, um einen guten zu machen“, sagte Mihambo, die vor zwei Jahren schon EM-Bronze gewonnen hatte.
Die beiden ersten Sprünge landeten jeweils bei 6,36 Meter, bevor der Siegsprung auf 6,75 Meter gelang. Glück hatte Mihambo, dass Marina Bech aus Weißrussland im sechsten Versuch nur zwei und die Britin Shara Proctor fünf Zentimeter weniger weit kamen. „Es war nicht optimal, doch es zählt nur der Titel“, sagte die neue Titelträgerin. „Wenn von der Konkurrenz nichts kommt, zeige ich auch nicht das Beste.“
Aus unmittelbarer Nähe konnte Heike Drechsler als Kampfrichterin an der Grube den Zitter-Wettkampf ihrer Nachfolgerin erleben. Sie hatte als zuvor letzte Deutsche vor 20 Jahren den EM-Titel geholt. „Sie war auch an der Grube, aber das habe ich bis zum letzten Sprung gar nicht wahrgenommen“, berichtete Mihambo von ihrer Entrücktheit in der mit 60 500 Zuschauern besetzten Arena. „Dann hatten wir jedoch Blickkontakt, und sie hat mir zugenickt und gelächelt.“