Nachhaltigkeit Wuppertaler Holzideen starten beim Köln-Marathon durch

Wuppertal · Nachhaltigkeit hat auch beim Köln-Marathon Einzug gehalten. Zwei Wuppertaler Jungunternehmer tragen dazu bei. „Wijld“ liefert die Hemden für die läuferische Großveranstaltung, Nina Witte die Medaillen.

 Nina Witte mit der Matritz ihrer Holzmedaillen, die sie designt hat und in Wuppertal in der Tischlerei holzig selbst lasert.

Nina Witte mit der Matritz ihrer Holzmedaillen, die sie designt hat und in Wuppertal in der Tischlerei holzig selbst lasert.

Foto: deinelaufstrecke.de

Nachhaltigkeit wird auch im Sport immer mehr zum großen Thema. Darauf setzt man am Sonntag auch beim Köln-Marathon, der mit mehr als 20 000 Teilnehmern zu den Top-Fünf der Stadtmarathons in Deutschland gehört. Beim Ziel, möglichst viel CO2 einzusparen, helfen dabei in diesem Jahr zwei Jungunternehmer aus Wuppertal kräftig mit.

Designerin Nina Witte gestaltet die Holzmedaillen, die erstmals die bisher in Südafrika gefertigten Metall-Exemplare ersetzen sollen. Und Timo Beelow hat mit seiner Textil-Marke „wiljd“, den Auftrag erhalten, die offiziellen Shirts für den Marathon zu liefern. Produziert, das betonen beide, wird ausschließlich in Europa, kurze Wege seien also garantiert. Allein durch die 25 000 bestellten Holzmedaillen sollen so 20 Tonnen CO2 eingespart werden. „Das Erlenholz stammt aus Ungarn, in der Tischlerei Holzig in Vohwinkel werden daraus fünf Millimeter dicke Platten gesägt. Darauf graviere ich mit dem Läser dann das Motiv und schneide sie ebenfalls mit dem Laser aus“, erklärt Witte.

Marathon-Manager ruft in Wuppertal an

„Um ein Kilo Baumwolle zu erhalten, braucht es 12 000 Liter Wasser, Bäume muss man nicht künstlich bewässern“, nennt Timo Beelow den ökologischen Vorteil seiner Holztextilien, die er mit seinem Team von Wijld seit drei Jahren vertreibt. Diese bestehen zu 66 Prozent aus Holzfasern und nur zu 33 Prozent aus Bio-Baumwolle. Das hatte die Kölner vor allem deshalb gereizt, weil sie Plastik vermeiden wollten. Die bisherigen Shirts bestanden aus Polyester.

Der Kontakt zum Köln-Marathon sei vergangenes Jahr entstanden, berichtet Beelow. „Da rief ein Kunde an, der unsere T-Shirts gut fand. Die besondere Faser garantiere gerade für sportliche Zwecke gute Trageeigenschaften, sitze wie eine zweite Haut und nehme den Schweißgeruch nicht an. Beelow: „Der Anrufer damals fragte mich, ob die Shirts nicht etwas für ein größeres Event sein könnten. Wie sich dann herausstellte war es Markus Frisch, der Geschäftsführer des Köln Marathons.“

 Timo Beelow von Wijld mit dem offiziellen Shirt für den Köln-Marathon, das überwiegend aus Holzfasern besteht.

Timo Beelow von Wijld mit dem offiziellen Shirt für den Köln-Marathon, das überwiegend aus Holzfasern besteht.

Foto: wijld

Natürlich konnte sich Beelow, der bundesweit schon als Erfinder von Cross-Boccia bekannt geworden ist und dafür 2012 als Wuppertaler Jungunternehmer des Jahres ausgezeichnet worden war, das vorstellen. Die 4000 Langarmshirts, die er mit seinem Team jetzt für den Köln-Marathon lieferte, sind der bisher größte Einzelauftrag für „Wijld“. Der Markenname soll dabei durch das „j“, den Designanspruch ausdrücken, andererseits natürlich die Naturverbundenheit. Sechs Mitarbeiter hat das Start-Up in Wuppertal, gestaltet hier die Schnitte und koordiniert die Produktion. Das Holz für die Textilien stammt aus Deutschland, Österreich und Tschechien, produziert wird in Portugal. Das sind – verglichen mit der in der Textilindustrie sonst häufig anzutreffenden Produktion in Fernost – relativ kurze Wege.

Dass das Endprodukt teurer ist, nehmen die Kunden in Kauf – auch jetzt beim Köln Marathon. Die Fasern sind auf Dauer biologisch abbaubar, lautet ein weiterer ökologischer Vorteil gegenüber Polyester. Dabei müsse sich aber niemand über die Haltbarkeit sorgen machen. Beelow: „Das sind bewusst keine Wegwerfartikel.“ Und gerade auch bei Nässe garantiere das Material gute Trageeigenschaften.

Damit ist am Sonntag zumindest von oben nicht zu rechnen. Das Wetter soll gut werden. Ganz zur Freude auch von Nina Witte, denn ihren unbehandelten Holzmedaillen könnte Nässe schon eher etwas anhaben. Als passionierte Marathonläuferin will sie auch selbst starten, allerdings diesmal über die halbe Distanz. Sie ist in der Laufszene bereits voll verankert. Sie ist Mitorganisatorin des Wuppertaler Zoolaufs und hat sich als Designerin unter anderem darauf spezialisiert, Armbänder und Schlüsselanhänger mit Streckenmotiven zu gestalten.

Darüber kam 2012 auch der erste Kontakt mit dem Köln-Marathon zustande. Sie wollte den Streckenverlauf als Motiv nutzen. Daran erinnerte man sich jetzt in Köln offenbar und gab ihr den Auftrag für die Holzmedaillen. Für einige Zeit verlegte sie ihren Arbeitsplatz dafür in die Vohwinkeler Tischlerei, wodurch weitere Transportwege gespart wurden.

Sowohl Nina Witte als auch Wijld und Tim Beelow werden übrigens am Freitag und Samstag ihre Produkte bei der Marathon-Messe in Köln dem großen Publikum vorstellen können. Nachhaltigkeitsideen aus Wuppertal.

(gh)
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